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Um als Birder auf seiner Reise um die Welt den selbstgesetzten Mindeststandard von fünftausend neuen Arten zu erfüllen, muss Noah Strycker jeden zweiten Tag ein Flugzeug besteigen und "jeden Tag im Schnitt 13,7 Arten" erspähen. Die Rechnung bedeutet für den Leser statistisch vierundzwanzig Sichtungen pro Buchseite. Keineswegs frei wie ein Vogel, sondern ein Knecht seines Rekordversuchs, macht sich Strycker auf die Suche nach Blassbürzelsegler, Karamojafeinsänger, Gelbkehl-Krummschnabeltyrann und Schwarzschenkel-Kernknacker. Wie sie aussehen, warum ihre Erscheinung, ihr Verhalten, ihr Flug, ihr Gesang das Herz erfreuen, wird selten verraten. Birder sind die Häkchensetzer der Ornithologie. Sie betreiben das Hobby der Vogelbeobachtung nicht des ästhetischen oder poetischen Mehrwerts wegen, sondern als "Jagen, Sammeln und Glücksspiel in einem". Und so rast dieser junge Mensch von Antarktika über Island (sieben Stunden Aufenthalt) bis Australien, und ob es um die Ausrüstung (drei Unterhosen), nasse Socken, platte Reifen, die Übernachtung auf dem Fußboden eines Abflugterminals oder die Namen aufopferungsvoller lokaler Mitbirder geht: Es gibt kein Schnabelhalten. Sein Sprachvermögen hält dem Tempo nicht stand. Vögel sind umwerfend, putzig, phantastisch, krass, superniedlich, charismatisch, einige sind wow, andere ein Muss, wieder andere ungefähr so groß wie eine Kartoffel, oder sie geben abgefahrene Töne von sich. In Brasilien sichtet der Autor die seltene Harpyie, in Costa Rica den Nationalvogel Quetzal, am Frankfurter Mainufer schließlich eine Nilgans, Nummer 3064. Hier steigen wir aus.
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"Vogelfrei" von Noah Strycker. Edel Books, Hamburg 2019, 320 Seiten, einige Fotos. Broschiert, 16,95 Euro.
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