Schulabbrecher, Sitzenbleiber, Faulenzer, Loser, Nullchecker… Wahrscheinlich hatte oder hat jeder von uns schon einmal jemanden in der Klasse, der unter diese Rubriken fällt.
Tom Limes widmet diesen Jugendlichen sein Buch “Voll verkackt ist halb gewonnen”, das von Liza, Julian, Max und Tariq
erzählt, die aus ganz unterschiedlichen Gründen an der Schule gescheitert sind und sich deshalb in einer…mehrSchulabbrecher, Sitzenbleiber, Faulenzer, Loser, Nullchecker… Wahrscheinlich hatte oder hat jeder von uns schon einmal jemanden in der Klasse, der unter diese Rubriken fällt.
Tom Limes widmet diesen Jugendlichen sein Buch “Voll verkackt ist halb gewonnen”, das von Liza, Julian, Max und Tariq erzählt, die aus ganz unterschiedlichen Gründen an der Schule gescheitert sind und sich deshalb in einer Maßnahme wiederfinden, dank der sie doch noch ihren Schulabschluss schaffen sollen. Doch besteht dafür überhaupt eine Chance, wenn man von vorneherein abgestempelt wird und zum Scheitern verurteilt scheint?
Dabei machen die Vorurteile nicht bei der Gesellschaft oder den Lehrern halt, die in dieser Maßnahme unterrichten, auch untereinander stempeln sich die Jugendlichen zum Teil ab, und hinterfragen gar nicht, warum ihre Mitschüler ebenfalls in dieser Maßnahme sitzen.
'Was für eine Truppe der Hoffnungslosigkeit! Ein lethargischer Kiffer, ein klugscheißender Antialles und der pseudolustige Gangsterverschnitt, der dauernd fehlte.' (S.79)
Die Geschichte wird abwechselnd von Liza, die unter Tourette leidet, und Julian, dem Kiffer, erzählt, so dass ich zu Beginn Sorge hatte, ob ich von Max und Tariq genauso viel erfahren würde wie von den beiden Ich-Erzählern, doch spätestens ab der Mitte des Buches waren meine Bedenken unbegründet, denn als die vier durch Auslosung zusammen in einer Gruppenarbeit landen, werden auch die Hintergründe der beiden anderen beleuchtet.
“Checkt ihr das nicht? Das ist, als würde man Obdachlose zum Thema Luxusautos befragen. […] Shit, an wen bin ich denn hier geraten? IG knapp unterm Wimperntierchen, oder was? Wir sollen etwas über Träume machen, sagte ich. Keiner von uns hat mehr Träume.” (S.92)
Nach und nach erfährt der Leser, warum die vier ihre bisherige Schullaufbahn verkackt haben und tatsächlich sind die Ursachen dafür unterschiedlichster Art, aber selten bei den Schülern selbst zu finden. Seien es Krankheiten, Lernschwächen, das Elternhaus oder unqualifizierte Lehrer. Warum Kinder in unserem Schulsystem scheitern kann vielerlei Gründe haben und leider werden sie häufig zu spät oder gar nicht erkannt.
Tom Limes spricht mit seiner Geschichte und den vier unterschiedlichen Schicksalen nur einen winzigen Bruchteil dieser Fälle an, die Jahr für Jahr zum Scheitern verdammt sind. Dennoch schafft er es bravourös so vieles was im Argen liegt, dadurch in den Fokus zu rücken.
Die vier Jugendlichen haben zwar das Glück in der Maßnahme auf einige sehr gute Lehrer zu stoßen, aber auch hier gibt es die Sorte von Lehrern, die einigen Schülern bedingt durch Vorurteile von vornherein keine Chance geben wollen.
Neben den ernsten Themen macht das Buch aber auch sehr viel Spaß. Tom Limes schafft es seinen Protagonisten eine authentische Sprache zu verleihen und das Buch strotzt vor Wortwitz und auch Situationskomik.
Daneben wird es in der Geschichte auch ein klein wenig romantisch, aber nicht so viel, als dass Jungs vor der Geschichte Reißaus nehmen müssten ;) Für mich hat sie gerade das richtige Maß von Alltagssorgen eines heranwachsenden jungen Menschen und behandelt verschiedene Dinge, die einem in diesem Alter bewegen.
Das Buch endet hoffnungsvoll, auch wenn Liza, Julian, Max und Tariq bis dahin einige Tiefschläge einstecken müssen, aber sie geben sich gegenseitig Halt und finden Unterstützung an Stellen, die sie auffangen, wo Schule und Familie die Jahre zuvor versagt haben.
“Voll verkackt ist halb gewonnen” macht Spaß, vor allem aber öffnet es die Augen, dass Menschen nicht von Natur aus Versager sind, sondern oftmals von einem System zu Versagern gemacht werden, weil dieses zu wenig auf individuelle Bedürfnisse eingeht und weil wohl kein Mensch frei von Vorurteilen ist.
Für mich ist Tom Limes’ Buch eine wichtige Lektüre, die man jedem Schüler, und noch besser ihren Lehrern, in die Hand drücken sollte!