Magisterarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Archäologie, Note: 1,3, Humboldt-Universität zu Berlin (Winckelmann-Institut für Klassische Archäologie), Veranstaltung: Klassische Archäologie, Sprache: Deutsch, Abstract: Für die graphische Rekonstruktion antiker Architektur steht gegenwärtig ein breites Spektrum an Darstellungsformen zur Verfügung. Es reicht von nüchterner Aufnahme der Grabungsbefunde mit angedeuteten Ergänzungen bis hin zur lückenlos ausgearbeiteten Anschauung; von exakter und präziser Bauzeichnung in der Tradition architektonischer Konstruktionszeichnungen bis hin zu naturalistisch wirkenden Computergraphiken und suggestiven Illustrationen. Die Vielfalt an Darstellungsformen ist sicherlich als Reaktion auf unterschiedliche Ansprüche zu verstehen, die an sie geknüpft werden. So hat sich innerhalb der archäologischen Fächer eine Tradition von geeigneten Darstellungsformen für die Dokumentation von Befunden und die Kommunikation von Hypothesen entwickelt, die sich stark anlehnt an den Umgang mit Bildformen innerhalb der Fachrichtung der Architektur und im Speziellen der Bauforschung. Die archäologische Dokumentation ist heute geprägt von der nüchternen Sachlichkeit ihrer Bildsprache, von Reduktion, Abstraktion und Normierung der graphischen Mittel. Das Bild und die Bilder, die aus diesem wissenschaftlichen Zugang entstehen, sind gekennzeichnet durch die Lücke und durch den Kontrast zwischen dichter Information und Leerstellen. Dagegen steht das Verlangen eines geschlossenen, erfahrbaren Bildes, dass die Sicht auf das unversehrte Original erlaubt und einen Einblick bietet in den antiken Urzustand in seiner ursprünglichen Lebenswirklichkeit. Die anschauliche Rekonstruktion schließt die Lücke zwischen wissenschaftlich diskreten Informationsbeständen und dem Bedürfnis nach einer geschlossenen Interpretation, dem Wunsch, die überlieferten Baufragmente zu einem „sinnvollen, vielleicht auch ersehnten Ganzen zu vervollständigen“. Den größten Impuls erfuhr die graphische Rekonstruktion von Architektur in den letzten Jahren aus den Möglichkeiten der Visualisierung am Computer. Die zugrunde liegende Methode der vorliegenden Arbeit ist die Bildanalyse. Die Rekonstruktionszeichnungen werden hinsichtlich der Art ihrer Umsetzung, der graphischen Mittel und Codierungen, der Bildauswahl sowie der veranschaulichten Inhalte untersucht.