In ihrem letzten Buch erzählt Ágnes Heller von Geburt und Tod der Tragödie, von Anfang und Ende der Philosophie - mit überraschendem Ausgang: dem Ende der Geschichte. In ihrem außerordentlich farbigen und mitreißenden Essay analysiert Heller die Bedingungen, unter denen Tragödie und Philosophie entstehen und warum sie zu Ende gehen. Diese Reise durch die geistige Welt Europas führt von den Anfängen bis heute, vom Beginn der Tragödie und der Philosophie in der Antike bis zu ihrem Ende. Aufbauend auf ihrer phänomenalen Kompetenz und Belesenheit, erklärt Ágnes Heller - wie viele Geschichtsphilosophen vor ihr - die Geschichte der europäischen Kultur von ihrem Ende her. Nur: Diesmal könnte es tatsächlich das Ende sein. Doch die Zeit steht nicht still, die Unruhe der Moderne bleibt. Wir haben heute die Aufgabe, das erreichte Maß an Freiheit zu verteidigen.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Thomas Meyer führt eine Reihe von Kronzeugen auf, um die Größe der ungarischen Philosophin zu beglaubigen. Aber wenn er auf ihr jüngstes, noch vor ihrem Tod 2019 abgeschlossenes Werk zu sprechen kommt, würdigt er sich doch als sehr eigenständige Denkerin. Für das Denken der Holocaust-Überlebenden und einstigen Lukacs-Schülerin ist die Erfahrung des In-die-Welt-Geworfenseins zentral, erklärt Meyer, der Mensch ist bei ihr "in einem auch gefährlichen Sinne grundsätzlich frei". Da die Kontingenz Schicksal sei, und der Mensch auf sich und seine Persönlichkeit geworfen, sucht Heller auch Erkenntnis in der Literatur. Beide Sphären parallel zu lesen, Literatur und Philosophie war lange verpönt, erinnert der Rezensent, aber wenn Heller bei Sophokles oder Shakespeare Einsichten über die Kämpfe des Menschen sucht und findet, erkennt er ihre Souveränität. Und ihre Klarheit: Denn Heller zufolge finden sich die Einsichten in den Dramen nicht von allein, es braucht die Leser: "Ohne Rezeption keine Realität."
© Perlentaucher Medien GmbH
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