Dem Reisenden, der im Norden Islands auf der Ringstraße unterwegs ist und zum ersten Mal zum See Mývatn kommt, tut sich eine Landschaft auf, die mit nichts zu vergleichen ist, was er bisher sah. Wasser, Inseln, Landzungen, Krater, Lavaformationen, Berge ringsum. Kommt er näher, liegt eine tiefe Stille über allem, allenfalls unterbrochen vom Flügelschlag des Sterntauchers oder vom Geschnatter der ballerinahaften Spießente. Aber auch die in großen Säulen über dem Wasser tanzenden Mücken sind Teil des Naturwunders, das sich dem Betrachter auftut, denn gäbe es die Mücken nicht, wäre der Mývatn nicht zum Eldorado für die schönsten Enten Islands, für Vögel, Insekten, Fische - und die Menschen - geworden. Unnur Jökulsdóttir, die jedes Jahr viele Monate am Mývatn verbringt, beteiligt uns an ihren naturkundlichen Betrachtungen. Wo sind die besten Nistplätze, warum haben manche Entenmütter hundert Küken im Gefolge - und andere keine? Wie stellt das geheimnisvolle Odinshühnchen die traditionelle Rollenverteilung der Geschlechter auf den Kopf? Warum nennt man Falke, Merlin und Kolkrabe die »Panzerknacker von Entenhausen«? Wie viel Leben passt in einen einzigen Wassertropfen? Unnur Jökulsdóttirs poetische Betrachtung des Ökosystems Mývatn erweitert das Bewusstsein und macht glücklich.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.06.2019Von Mücken und Kamelen
Wie viele Mücken schlüpfen an Islands Mückensee? Unnur Jökulsdóttir hat sie zu zählen versucht, gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus einem kleinen Forschungszentrum östlich von Akureyri. Mit erstaunlichem Ergebnis: Es sind so viele, wie in vierhundert Kamele passen würden, um die Antwort auf ein anschauliches Maß zu bringen. Doch den See deshalb meiden? Bloß nicht. Unnur Jökulsdóttirs anmutig gestaltetes Büchlein "Vom Flügelschlag des Sterntauchers" ist eine Einladung, "Das verborgene Leben am See Mývatn" zu entdecken. Zwischen Wasser, Inseln und Landzungen und beschirmt von Pseudokratern, Lavaformationen und Bergen wartet eine Fülle von Naturwundern, die sich erst auf den zweiten Blick erschließen. Voller Empathie schildert die Autorin Lebensräume, Brutverhalten und Futtersuche von Spatelenten, Gerfalken und Ohrentauchern, beobachtet Höhlensaiblinge, die Alge Kugeldreck oder Zuck- und Kriebelmücken und lässt uns teilhaben an einem Stück isländischer Alltagskultur. Sagas und Legenden spiegeln den Zusammenhalt einer Gemeinschaft, die sich im Kampf gegen das Temperament der Natur konstituierte. "Aus einer Mücke kein Kamel machen", lautet ein isländisches Sprichwort, wie Unnur Jökulsdóttir schreibt. Ihrem Buch hingegen wünscht man, dass es sich aufplustert und selbstbewusst positioniert: Es ist ein poetisches Plädoyer dafür, die Augen offen zu halten für versteckte Besonderheiten.
aber
"Vom Flügelschlag des Sterntauchers - Das verborgene Leben am See Mývatn" von Unnur Jökulsdóttir. Insel Verlag, Berlin, 2019. 176 Seiten, einige Abbildungen. Gebunden, 18 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wie viele Mücken schlüpfen an Islands Mückensee? Unnur Jökulsdóttir hat sie zu zählen versucht, gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus einem kleinen Forschungszentrum östlich von Akureyri. Mit erstaunlichem Ergebnis: Es sind so viele, wie in vierhundert Kamele passen würden, um die Antwort auf ein anschauliches Maß zu bringen. Doch den See deshalb meiden? Bloß nicht. Unnur Jökulsdóttirs anmutig gestaltetes Büchlein "Vom Flügelschlag des Sterntauchers" ist eine Einladung, "Das verborgene Leben am See Mývatn" zu entdecken. Zwischen Wasser, Inseln und Landzungen und beschirmt von Pseudokratern, Lavaformationen und Bergen wartet eine Fülle von Naturwundern, die sich erst auf den zweiten Blick erschließen. Voller Empathie schildert die Autorin Lebensräume, Brutverhalten und Futtersuche von Spatelenten, Gerfalken und Ohrentauchern, beobachtet Höhlensaiblinge, die Alge Kugeldreck oder Zuck- und Kriebelmücken und lässt uns teilhaben an einem Stück isländischer Alltagskultur. Sagas und Legenden spiegeln den Zusammenhalt einer Gemeinschaft, die sich im Kampf gegen das Temperament der Natur konstituierte. "Aus einer Mücke kein Kamel machen", lautet ein isländisches Sprichwort, wie Unnur Jökulsdóttir schreibt. Ihrem Buch hingegen wünscht man, dass es sich aufplustert und selbstbewusst positioniert: Es ist ein poetisches Plädoyer dafür, die Augen offen zu halten für versteckte Besonderheiten.
aber
"Vom Flügelschlag des Sterntauchers - Das verborgene Leben am See Mývatn" von Unnur Jökulsdóttir. Insel Verlag, Berlin, 2019. 176 Seiten, einige Abbildungen. Gebunden, 18 Euro.
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»Das Buch ist ein Plädoyer fürs Verweilen und gegen die touristische Hatz. Es bietet - im wahrsten Sinn - die Chance, unter die Oberfläche zu tauchen.« Stefan Fischer Süddeutsche Zeitung 20190808