Doktorarbeit / Dissertation aus dem Jahr 1969 im Fachbereich Philosophie - Theoretische (Erkenntnis, Wissenschaft, Logik, Sprache), Note: cum laude, Ludwig-Maximilians-Universität München, Sprache: Deutsch, Abstract: Nach dem Fragen wird hier gefragt, nicht um es selbst und nicht um anderes an ihm zu erkennen, sondern um es besser zu vermögen: Ich frage, weil ich nicht zu fragen vermag. Wer das Fragen nicht vermag, taugt auch nicht zur Antwort. Nicht die Dinge versagen sich uns zuerst, sondern unser Fragen versagt an ihnen. Es versagt, nicht weil es versagen muss, sondern weil wir es mit ihm zu leichtnehmen. Nicht jeder kann nach allem fragen. Wer aber nicht nach allem fragen kann, kann auch nicht über alles entscheiden. Entscheidung ist vielmehr Sache der Besten und derer, die am besten zu fragen vermögen. Nicht nach allem gilt es zu fragen, sondern am besten. Am besten fragt jeder das Seine. Mein Fragen aber ist meines nicht von jeher und selbstverständlich. Es fragen heißt darum zuerst: es sich selbst zu eigen sein lassen. Wahrhaft zu eigen ist mir nicht, was ich gewaltsam in Besitz nehme, sondern was sich mir selbst als meines zuspricht. Als meines mir zusprechen kann sich jedoch mein Fragen erst, wenn ich zuvor auf sein Sprechen höre. Eigentlich fragt, wer am besten hört, nicht wer am meisten herbeizwingt. Am besten fragt, wer am besten hört. Dies aber nicht nur, weil er das Seine fragt, sondern, weil Fragen und Hören letztlich selbst eines sind. Fragen sind gleichsam Ohren der Vernunft. Weil Vernunft fragt, ist sie vernehmend. Mein Fragen ist vermögend, wenn es zu vernehmen vermag. Es vermag zu vernehmen, wenn es das vernimmt, was vernommen sein will, und zwar so, wie es von ihm selbst her ist. Fragen heißt darum, dasein lassen, dasein lassen aber es selbst zuerst, doch mit ihm. Das, was in ihm dasein will. Mein Fragen ist da, insofern es hier und jetzt mich angehend meines ist. Hier aber ist es nicht ohne ein "dort", jetzt nicht ohne ein "andermal"; mich angehend hat es seine eigene Macht, und meines ist es, weil es mich vor dir und uns betrifft. Eigentlich da ist deshalb ein Fragen erst, wenn es an seinem Ort, zu seiner Zeit, mit der ihm selbst eigenen Fragwürdigkeit, dem zu eigen ist, den es am meisten betrifft. Fragen heißt, dasein lassen, und zwar das Fragen selbst zuerst. Das aber ist weder leicht noch verstehen wir es von selbst. Weil es weder leicht noch selbstverständlich ist, muss es ein jeder von neuem lernen. Um es zu lernen, habe ich das Folgende begonnen, und um es besser zu lernen, teile ich es allen mit, die mich lehren oder mit mir lernen wollen.