>>Wer sich die Mühe macht, sich von Amselmusik nicht nur berieseln zu lassen, sondern genau zuzuhören, der wird feststellen, dass sie deutlich komplexer und auch komplizierter ist, als es zunächst den Anschein haben mag. Das Ende jedes Verses besteht aus einer raschen, stakkatoartigen Abfolge von
Tönen - schnarrend, quietschend und höchst anspruchsvoll.>>
Eins vorweg, dies ist kein Buch in dem…mehr>>Wer sich die Mühe macht, sich von Amselmusik nicht nur berieseln zu lassen, sondern genau zuzuhören, der wird feststellen, dass sie deutlich komplexer und auch komplizierter ist, als es zunächst den Anschein haben mag. Das Ende jedes Verses besteht aus einer raschen, stakkatoartigen Abfolge von Tönen - schnarrend, quietschend und höchst anspruchsvoll.>>
Eins vorweg, dies ist kein Buch in dem einem Vogelstimmen lautschriftlich vorgeträllert werden, zumindest sehr selten - vielmehr schafft es Simon Barnes, dass man selber aufmerksamer durch die Natur geht, sich Zeit nimmt Vögel zu beobachten und so mit seinen Hilfestellungen ihr zwitschern zuordnen kann.
Was mir während des Lesens immer wieder aufgefallen ist, man nimmt ihre Lieder als Hintergrundmusik täglich wahr, nimmt sich aber selten die Zeit um richtig zuzuhören. Es ist wirklich eine Frage der Achtsamkeit, denn ganz oft sitzt eine Amsel auf meinem Balkongeländer, also müsste ich ihren Gesang doch blind erkennen, oder. Kann ich aber nicht, weil ich erst jetzt anfange bewusst zu lauschen.
Aber keine Angst, der Autor nimmt einen dabei an die Hand und startet ganz geschickt im Winter, wo nur wenige Vögel zu hören sind.
Das Buch ist untergliedert in: erster Winter, erster Frühling, erstes Jahr und zweiter Frühling. Die Kapitel darin sind recht kurz und bieten eine gute Mischung zwischen Vorstellung der Vögel, zu denen der Autor immer viel Wissenswertes und vor allem nützliche und interessante Eigenheiten beisteuert, und allgemeine Kapitel wie Entstehung, Luftzirkulation im Körper, Gedichte über Lerchen, das Zuhören usw. Das lockert schön auf.
Was mich auch sehr positiv überrascht hat, Simon Barnes beschränkt sich nicht nur auf die heimischen Singvögel, sondern beschreibt genauso Watt-, Süsswasser-, Greifvögel, Gänse etc. Ich war selber verblüfft, wie viele Vögel ich dann doch bereits an ihren Liedern oder Rufen kannte.
Kommen wir noch kurz zur Aufmachung des Buches, denn die ist einfach traumhaft. Die Kapitel werden größtenteils von farbigen, filigranen Zeichnungen begleitet, wie es sich schon am Rotkehlchen auf dem Cover zeigt. Wunderschön! Jede für sich ein Blickfang zum Innehalten.
Fazit: "Vom Glück ein Vogel am Gesang zu erkennen" ist ein Kleinod und lehrt uns in erster Linie Achtsamkeit. Vögel einfach mal zu beobachten und zu belauschen, denn Vogelstimmen kann nur erkennen, wer zuhört und mit offenen Ohren durch Wald und Wiesen geht. Es ist kein klassisches Vogelstimmen-Erkennungs-Buch, aber mir hat es mehr gebracht, als wenn ich mir CDs mit Vogelgesang anhöre, die ich bei mir im Umfeld immer nur schwer zuordnen kann.