In diesem Buch geht es um die Selbstpräsentationen adeliger Frauen im Medium der Autobiographik um 1900. Die Autorin verbindet, und das ist für die Adelsforschung neu, nahezu gleichgewichtig Fragestellungen und Methoden der Adels- und der Geschlechtergeschichte. Sie wertete 36 Lebenserinnerungen adeliger Frauen aus und stellt die Frage nach dem "guten Leben", das heißt nach dem Zusammenhang von gesellschaftlichen Normen, Werten und individuellen Erfahrungen, wobei sie die Geschichte adeliger Frauen konsequent als Subjektgeschichte begreift. Im Zentrum der Untersuchung stehen Bindungs- und Beziehungsgefüge zwischen Frauen und ihren Familien, die Auskunft darüber geben, welche (Un)Möglichkeiten eines guten Lebens für weibliche Adelige bestanden haben. Hierüber knüpft die Arbeit an einen allgemeinen Befund der jüngeren Adelshistoriographie an, wonach die adelige Familie relevante Handlungsorientierungen bereitstellte, um den Herausforderungen der Moderne zu begegnen und prüft ihn am konkreten Gegenstand.
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"Hervorgehoben werden kann dagegen die permanente Hinterfragung ideologischer Konstrukte und vorausgehender Forschungshypothesen. Entscheidend ist, dass es der Autorin gelingt, "den frauengeschichtlichen Ansatz des 'Sichtbarmachens' und das geschlechtergeschichtliche methodische Postulat der Relationalität und Kontextgebundenheit von Geschlecht" (S. 380) zu nutzen, um - ausgehend vom Thema der Frauen- und Geschlechtergeschichte in einer bürgerlichen Welt - eine überzeugende Kulturgeschichte des Adels im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts zu schreiben." Irmgard Heidler auf: https://www.querelles-net.de/index.php/qn/article/view/1025/1121 "Es ist der Autorin gelungen, das Forschungsdefizit bezüglich der Fragestellungen, welche Geschlechterbeziehungen der Adelsgesellschaft des 19. Jahrhunderts zugrunde lagen [...] zu verringern." Irina Hundt in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 60 (2012) 4 "Eine gelungene Frauengeschichte, das zeigt dieses Buch in höchster Vollkommenheit, besteht nicht darin, der (adligen) Männergeschichte 'nur' eine weibliche Geschichte an die Seite zu stellen, sondern eröffnet Fragestellungen und gibt Antworten, die die 'allgemeine' Geschichte - hier die Adelsforschung - insgesamt mit neuen grundlegenden Erkenntnissen bereichert." Charlotte Tacke für: H-Soz-u-Kult http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2012-1-213