Sie tauchen als Umriß auf, schieben sich als Schatten vor die Großstadtkulisse und werden nur als Aussparung sichtbar im Text, der sie ins Leben ruft, in luftige Höhen wirbelt und tiefe Abgründe stößt: Robert und Clara Schumann, der Komponist und die Pianistin, und ihnen zur Seite die Schreiberin und ihr Gefährte, zwei Liebespaare im Reigen ? sie drehen sich miteinander und umeinander durch ein Assoziationslabyrinth, an dem nur die Wegkreuzungen deutlich markiert sind: die Heilanstalt in Endenich, das Wiener Kaffeehaus Drechsler, das »Soffa« des Komponisten, auf dem sich die Liebenden immer aufs neue mit ihrer verrückten Leidenschaft anstecken. Längst hat sich Friederike Mayröcker den Ruf einer »Weltliteratin« erschrieben, ihre eigene Gattung geschaffen, die keine Grenzen kennt und alle Dimensionen sprengt: Identität, Zeit, Raum ? was andere nötig haben für Halt und Orientierung, darüber setzt sie sich so selbstverständlich wie folgerichtig hinweg, um sich und ihrem Schreiben neue Freiräume zu schaffen: Aus den »Schluchten der Sprache« und den »Lustgärten der Sprache« tönt die neue Prosa der großen Wiener Dichterin: in wilder, die Passion des Lebens und des Liebens beschwörender Rede.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Etwas Geduld empfiehlt Sabine Doering dem Leser dieser von Schumanns Leben und Werk inspirierten Gedichte Friederike Mayröckers. Was sich dem so gewappneten Leser nach wiederholtem Lesen der Texte erschließt, ist laut Doering allerdings jede Anstrengung wert: In raschem Perspektivwechsel öffnet sich ein poetischer Ort jenseits von Zeit und Raum, in dem gleich vier Stimmen miteinander ins Gespräch kommen - die Schumanns und seiner Frau Clara sowie die der Dichterin und ihres verstorbenen Gefährten Ernst Jandl. Reizvoll, findet Doering. Zumal Mayröcker ihr keine fröhliche Künstler-WG präsentiert, sondern eine bis in die existentiellen Nöte reichende Wahlverwandtschaft.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Mit ungebrochener Vitalität vermag es diese Dichterin in ihren späten Jahren, die enge Verbindung von Lust und Verzweiflung, die für sie immer auch eine Sprachlust ist, in neuen Bildern darzustellen.« Sabine Doering Frankfurter Allgemeine Zeitung 20111227