Akademische Arbeit aus dem Jahr 2019 im Fachbereich Theologie - Systematische Theologie, Note: 6,0 (CH), Universität Zürich (Institut für Hermeneutik und Religionsphilosophie), Sprache: Deutsch, Abstract: Die Theologie kann mit einer zeitgemäßen Rede vom Geist Gottes einen wesentlichen Beitrag zur Überwindung der empfundenen Beziehungslosigkeit und Getrenntheiten der Gegenwart leisten. Das Prozessdenken Alfred North Whiteheads, der wie kein anderer die naturwissenschaftlichen Entdeckungen der Moderne philosophisch reflektierte, bietet wesentliche Anregungen für die theologische Öffnung zum relativitätstheoretisch fundierten Weltbild der Postmoderne. Die Prozessphilosophie Whiteheads wurde theologisch vor allem im englischsprachigen Raum adaptiert; infolge der theoretischen Komplexität und des Denkens, das mit etablierten kontinentaleuropäischen Traditionen bricht, wurde sie nur sehr partiell im deutschsprachigen Raum rezipiert. Die vorliegende Arbeit stellt Whiteheads Prozessphilosophie in einer klaren Sprache vor und entwirft ein prozesstheologisches Bild vom Geist Gottes, der nicht länger nur als numinoser, weltflüchtiger Geist in charismatischen, christlichen Gruppierungen beheimatet ist, sondern als transformierender, Leben stiftender Geist im Leben aller Menschen wirkt, die ihn willkommen heißen. Es wird gezeigt, warum es durchaus vernünftig ist, mit dem Geist Gottes und seinen verbindenden Wirkungen zu rechnen und dass diese Überzeugung weder im Widerspruch zu wissenschaftlichen Erkenntnissen noch zum gesunden Menschenverstand steht. Whiteheads Prozessdenken – auch als Metaphysik der universellen Relationalität bezeichnet – und die von ihm inspirierte Prozesstheologie bieten dafür zahlreiche Anregungen. John B. Cobb jr. und Michael Welker haben Whitehead in unterschiedlicher Weise kritisiert, adaptiert und selektiv weitergedacht. Die aus der kritischen Auseinandersetzung mit allen drei Autoren gewonnenen Anregungen für eine auf den säkularen Diskurs gerichtete Rede vom Geist Gottes lassen sich unter den folgenden Begriffen subsumieren: Erfahrbarkeit, Verständlichkeit, Neugier und Interdisziplinärer Austausch.