Lebensweisheit und Witz, zarteste Poesie und giftender Sarkasmus, Klugheit und überbordende Erzählfreude: Der italienische Literaturstar Stefano Benni in Höchstform! Martin, ein älterer Literaturprofessor und Dichter, lebt außerhalb des Dorfes, in einem Haus am Waldrand. Er hat sich gut eingerichtet mit seiner Einsamkeit, schreibt ein Buch, spricht mit seinem Hund und wartet auf E-mails von seinem Sohn, der als Musiker in Amerika lebt. Als in das Haus gegenüber ein junges Paar einzieht, wird sein Gleichgewicht empfindlich gestört: stadtmüde Künstler, die sogleich die Nähe des Älteren suchen. In ihm, einem Maler und Galeristen, sieht Martin sich selbst als jungen Mann. Sie, Tänzerin und Schauspielerin, weckt seine Erinnerung an eine große Liebe. Mit ihr wird er spazierengehen, am blauen See, um den eine dunkle Legende gewoben ist über ein Mädchen, das einst darin verschwand ... Märchen, Geheimnisse der Vergangenheit und gegenwärtiges Erleben verschwimmen im virtuosen Spiel des Dichters. Dann wieder poltern sehr prosaische Ereignisse und alltägliche Zumutungen in das Leben des Professors, die Welt zerrt an ihm und will dies und das. Dabei ist Martin vollauf beschäftigt mit diesem neuen alten Gefühl der Liebe. Und Benni wäre nicht Benni, wenn er den melancholischen Wendungen nicht immer wieder seinen Witz, seine (Selbst-)Ironie und Sprachmächtigkeit entgegensetzen würde. Das Leben im italienischen Dorf schildert er so anschaulich, dass man glaubt, selbst dort zu sein.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Hier tönt der alte Stefano-Benni-Sound, versichert uns Matthias Hennig. Nur scheint der Rezensent selbst nicht der größte Fan dieses Tons zu sein, bezeichnet er ihn doch als zwar sprachwitzig und fantasiebegabt, doch ebenso als kalauernd. Der Roman ist für Hennig ein Rollenspieltheater, in dem drei Figuren im Reigen Geheimnisse und Lebenslügen aufdecken. Gesellschaftliche Spannungen treten dabei zutage, erklärt der Rezensent, aber auch das Buffoneske und Rührselige des Textes. So ansteckend das für Hennig mitunter ist, so hart am Klischee balanciert es auch, meint er.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Dafür, dass die Berlusconi-Ära das Land nicht vollends verwüstet hat, steht Bennis dauerhafter Erfolg beim italienischen Publikum. Italien, daran lässt dieses Buch keinen Zweifel, wird überleben, solange es literarische Stimmen wie diese besitzt." Kristina Maidt-Zinke, Süddeutsche Zeitung