Insekten sind klein und die meisten von ihnen übersieht man, obwohl sie buchstäblich überall zu finden sind. Kaum jemand nimmt eine Lupe oder sogar ein Mikroskop zur Hand, um Details zu erkennen, aber selbst das wird schwierig, wenn das Objekt des Interesses Flügel hat, mit denen es wegfliegen kann.
Die Autoren von „Von Angesicht zu Angesicht“ nutzen moderne Hi-Tech-Methoden, um Fotos zu…mehrInsekten sind klein und die meisten von ihnen übersieht man, obwohl sie buchstäblich überall zu finden sind. Kaum jemand nimmt eine Lupe oder sogar ein Mikroskop zur Hand, um Details zu erkennen, aber selbst das wird schwierig, wenn das Objekt des Interesses Flügel hat, mit denen es wegfliegen kann.
Die Autoren von „Von Angesicht zu Angesicht“ nutzen moderne Hi-Tech-Methoden, um Fotos zu generieren, die man in dieser Perfektion selten zu sehen bekommt. Das Verfahren heißt Focus Stacking und beruht auf dem Prinzip, dass die Schärfenebene eines Einzelfotos heraus“operiert“ wird und dann bis zu 1000 Ebenen zu einem insgesamt scharfen Foto montiert werden. Das macht heutzutage zwar eine Software, aber viel Arbeit mit viel Know-How und Ausprobieren ist es immer noch. Das Ergebnis ist einfach nur atemberaubend.
Schon das Titelbild zeigt, welche faszinierenden Details in solchen Aufnahmen sichtbar werden. Jedes Härchen, jede Facette eines Auges wird gestochen scharf und der Winzling mutiert gefühlt auf die Größe eines Fußballs. Wie der Untertitel völlig richtig sagt, begibt man sich auf Augenhöhe mit den Insekten, oder besser noch, die Insekten kommen auf Augenhöhe mit uns. Sie werden zu Individuen, bekommen einen eigenen Charakter und ihre Schönheit und perfektionierte Funktionalität wird sichtbar.
In der Einleitung werden zuerst die Merkmale beschrieben, die allen Insekten gemeinsam sind, ihr morphologischer Aufbau, die verschiedenen Entwicklungsstadien, wie sie den Wettlauf um Überleben und Fortpflanzung meistern und noch ein eigenes Kapitel zum Wunderwerk Insektenauge. Die nachfolgenden Abschnitte behandeln exemplarische Ordnungen und Familien der heimischen Insektenfauna, zum Beispiel Libellen, Florfliegen, Marienkäfer oder Goldwespen. In kurzen Beiträgen werden deren Ökologie und Verhaltensbiologie vorgestellt, die dann in den begleitenden Makrofotos illustriert wird. Z. B. wird die Metamorphose von der Larve zum fertigen Insekt gezeigt, oder auch die hochangepassten Fresswerkzeuge, die nicht selten an Science-Fiction Monster erinnern. Dabei sind sie nur perfekte Beispiele für die Wege der Evolution.
Man schützt nur, was man kennt. Die Winzigkeit unserer Insekten (und das manchmal lästige oder schädliche Verhalten einiger Vertreter) machen sie zu entweder übersehenen oder gehassten Wesen. Bücher wie dieses können Vorurteile abbauen und gerade die junge Generation für Insekten begeistern. Vielleicht gelingt es ihr ja, die schwindende Vielfalt zu retten, denn in den letzten 40 Jahren sind 80 % aller Insekten aus unserer Umwelt verschwunden. Die Ursachen sind längst bekannt. Es wird also allerhöchste Zeit, dass wir Insekten endlich als Lebewesen auf Augenhöhe respektieren.
(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)