Die niederländische Handelskompanie Vereenigde Oostindische Compagnie (VOC) war nicht nur ein ökonomisches und machtpolitisches Schwergewicht im frühneuzeitlichen Asienhandel, sondern investierte auch in pharmazeutische Forschungen und entwickelte ein medizinisches Versorgungssystem für ihre Angestellten. Aufklärerischer Forschergeist und Überseehandel gingen dabei zumindest zeitweilig eine fruchtbare Verbindung ein. Ob als einfacher Soldat, Schiffschirurg oder höherer Angestellter - Erfahrungen mit Krankheiten waren fester Bestandteil des Alltags an Bord der Schiffe und in Übersee. In Asien begegneten die Kompanieangestellten unbekannten Tropenkrankheiten, neuen Medikamenten und fremden Heilkulturen. Warja Kuttner zeigt, wie sich unter diesen Rahmenbedingungen der Umgang mit Krankheiten und die Suche nach Heilmethoden aus der Perspektive von Patienten und medizinischem Personal gestaltete. Durch die Analyse struktureller Entwicklungen und individueller Erfahrungen einzelner Akteure verschiedener Funktions- und Hierarchieebenen werden die vielschichtigen medikalen Lebenswelten in der VOC sichtbar. Zugleich wird deutlich, in welchem Maße Faktoren wie ökonomische Vorgaben und epidemiologische Ereignisse für gesundheitspolitische Entscheidungen eine Rolle spielten. Warja Kuttner hat an der Universität Hamburg promoviert. Sie ist zurzeit in der Gesundheitsabteilung eines Beratungsunternehmens im Bereich der internationalen Entwicklungszusammenarbeit tätig. Ihre Forschungsinteressen liegen in den Bereichen Außereuropäische Geschichte und Medizingeschichte der Frühen Neuzeit, mit den regionalen Schwerpunkten Südostasien und Nordamerika.
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