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Das Christentum nimmt zur materiellen Kultur eine ambivalente Haltung ein. Einerseits schöpft es sein Selbstverständnis aus der Ablehnung oder Domestizierung idolatrischer Praktiken, andererseits greift es in vielfältiger Weise auf einen Kult der Dinge zurück. In exemplarischen Untersuchungen der christlichen Dingkultur vom Spätmittelalter bis ins 19. Jahrhundert behandelt Laube jene Räume und Praktiken, die ein Nahverhältnis von Mensch und Ding herstellen. Ohne die unmittelbare Anmutung der Dinge sind weder die im Kirchenraum ausgestellten Exotika noch die eklektisch gestalteten Reliquiare in…mehr

Produktbeschreibung
Das Christentum nimmt zur materiellen Kultur eine ambivalente Haltung ein. Einerseits schöpft es sein Selbstverständnis aus der Ablehnung oder Domestizierung idolatrischer Praktiken, andererseits greift es in vielfältiger Weise auf einen Kult der Dinge zurück. In exemplarischen Untersuchungen der christlichen Dingkultur vom Spätmittelalter bis ins 19. Jahrhundert behandelt Laube jene Räume und Praktiken, die ein Nahverhältnis von Mensch und Ding herstellen. Ohne die unmittelbare Anmutung der Dinge sind weder die im Kirchenraum ausgestellten Exotika noch die eklektisch gestalteten Reliquiare in den Heiltumssammlungen denkbar. Die frühmoderne Wissenschaftsauffassung verdichtete sich im Kabinett, wo gesammelte Gegenstände in epiphanischen Momenten des Sehens und Berührens erfahren werden konnten. Weitgehend textunabhängige, sich in Dingen konzentrierende Medienwelten entstanden im Dienst der Erinnerung an Luther, in der Gestalt des pietistischen Wissenstheaters und nicht zuletzt im Programm einer auf christliche Artefakte aufbauenden "Monumentalen Theologie". Von der Reliquie zum Ding ist das Standardwerk über Bedeutung und Wandel auratisch aufgeladener Objekte in der christlichen Kulturgeschichte.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, HR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Stefan Laube lehrt als Privatdozent an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Das Ding ist kein Dingsbums, erklärt Thomas Steinfeld. Ersterem hat der Historiker Stefan Laube ein Buch gewidmet: "Von der Reliquie zum Ding". Was es mit dem Ding auf sich hat, ist, dass es damit etwas auf sich hat; wir reden dann von Dingen, wenn wir etwas getrennt von seiner Umgebung erkennen und mit einem Zweck verbinden, erfährt der Rezensent von Steinfeld. Es kann aber auch passieren, dass wir aus Dingen nicht nur ihren Zweck herauslesen, sondern auch etwas in sie hinein. Genau in diesen Momenten, wenn die "Differenz zwischen Herauslesen und Hineinlesen" verwischt, können Dinge eine eigenwillige Rolle einnehmen. Sie werden zu Reliquien oder in Museen ausgestellt, finden sich in Sammlungen wieder, werden gefürchtet, bestaunt, angebetet, fasst der Rezensent zusammen. Hinter Laubes Ausführungen vermutet Steinfeld auch eine polemische Absicht: der Autor wolle zeigen, dass es nie eine "wirkliche" Säkularisierung gegeben hat und dass wir noch immer von der Aura der Dinge fasziniert werden. Da auch im vorliegenden Buch eine wissenschaftliche Reflexion auf diese Faszination möglich zu sein scheint, findet der Rezensent die These des Autors allerdings etwas widersprüchlich - und eine "Dingwissenschaft", wie Laube sie fordert, hält Steinfeld für die Spielerei einer Geisteswissenschaft, die "ihr Heil im Konkreten sucht".

© Perlentaucher Medien GmbH
"Die grosszügig illustrierte Studie ist reich an Beobachtungen und Funden." Daniel Jütte in: Neue Zürcher Zeitung, 29. August 2012 http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/mensch-und-ding-wort-und-reliquie-1.17536877