Diamantenhändler, Weltenbummler, Familien, Geschäftsleute und Verrückte. Gackernde Hühner, toter Fisch, Zementsäcke und Rollkoffer. Alles findet Platz an Bord des wohl ältesten Passagier- und Frachtschiffs der Welt. Die Liemba, vormals Goetzen, wurde 1913 in Papenburg gebaut, nach Afrika transportiert und pendelt noch heute auf dem Tanganjikasee, tief im Herzen Afrikas. Legenden, Mythen und Märchen ranken sich um das Schiff. Seine hundertjährige Geschichte stand stets im Spannungsfeld kolonialer Romantik, politischer Auseinandersetzungen und afrikanischer Unabhängigkeit. Dieses Buch nimmt den Leser mit auf die Reise über einen der größten Binnenseen der Welt. Es erzählt von Piraten, tanzenden Gewittern und einem letzten Grabstein.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.12.2013Reisen zwischen Massen und Federvieh
Eine Fahrt auf der Liemba ist kein Urlaub, sondern harte Arbeit. Das machen Sarah Paulus und Rolf G. Wackenberg schon auf den ersten Seiten ihres Buches deutlich. Nicht nur für die Crew, die mit überalterten Maschinen fertig werden muss, auch für die Passagiere. Die müssen einiges an Nerven und Leidensbereitschaft mitbringen, um die Reise mit dem ältesten Passagier- und Frachtschiff der Welt von Kigoma in Tansania nach Mpulungu in Sambia zu überstehen - und das beginnt bereits mit der richtigen Taktik beim Ergattern der Fahrkarten und den schwer durchschaubaren Regeln bei der Kabinenvergabe. So berichten die beiden Autoren von genervten Afrika-Touristen, die mit ihrer übertriebenen Großwildsafari-Ausrüstung so gar nicht ins Bild passen, vom Gedränge im Schiffsbauch, von herumlaufendem Federvieh und von endloser Langeweile. Wer mit der Liemba unterwegs ist, will nur eines: möglichst schnell zurück an Land. Für eine Überquerung des Tanganjikasees ist die alte Dame aber die einzige Möglichkeit. Die Liemba, vormals Goetzen, wurde 1913 in der Meyer-Werft in Papenburg gebaut. Nur, um kurz nach ihrer Taufe wieder auseinandergenommen zu werden. Verpackt in etwa fünftausend Holzkisten, wurden die einzelnen Schiffsteile nach Afrika transportiert. In Kigoma (Tansania) am Tanganjikasee, das damals noch zur Kolonie Deutsch-Ostafrika gehörte, hat man das Schiff neu zusammengesetzt. Im Juni 1915 trat es seine Jungfernfahrt an. Kurz darauf aber waren die deutschen Stellungen in Kigoma nicht mehr zu halten, und das Schiff wurde versenkt. Als die Goetzen Mitte der zwanziger Jahre gehoben wird, ist ihr Zustand immer noch so gut, dass sie kurzerhand in Liemba umbenannt und wieder als Passagierschiff eingesetzt wird. Zum hundertsten Geburtstag haben Sarah Paulus und Rolf G. Wackenberg der alten Dame nun ein Denkmal gesetzt. Herausgekommen ist ein spannender Einblick - auch ins facettenreiche afrikanische Alltagsleben.
rjsu.
"Von Goetzen bis Liemba. Auf Reisen mit einem Jahrhundertschiff" von Sarah Paulus und Rolf G. Wackenberg. Artissage, Berlin 2013, 256 Seiten, 52 Abbildungen, Karten. Broschiert, 14,50 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Eine Fahrt auf der Liemba ist kein Urlaub, sondern harte Arbeit. Das machen Sarah Paulus und Rolf G. Wackenberg schon auf den ersten Seiten ihres Buches deutlich. Nicht nur für die Crew, die mit überalterten Maschinen fertig werden muss, auch für die Passagiere. Die müssen einiges an Nerven und Leidensbereitschaft mitbringen, um die Reise mit dem ältesten Passagier- und Frachtschiff der Welt von Kigoma in Tansania nach Mpulungu in Sambia zu überstehen - und das beginnt bereits mit der richtigen Taktik beim Ergattern der Fahrkarten und den schwer durchschaubaren Regeln bei der Kabinenvergabe. So berichten die beiden Autoren von genervten Afrika-Touristen, die mit ihrer übertriebenen Großwildsafari-Ausrüstung so gar nicht ins Bild passen, vom Gedränge im Schiffsbauch, von herumlaufendem Federvieh und von endloser Langeweile. Wer mit der Liemba unterwegs ist, will nur eines: möglichst schnell zurück an Land. Für eine Überquerung des Tanganjikasees ist die alte Dame aber die einzige Möglichkeit. Die Liemba, vormals Goetzen, wurde 1913 in der Meyer-Werft in Papenburg gebaut. Nur, um kurz nach ihrer Taufe wieder auseinandergenommen zu werden. Verpackt in etwa fünftausend Holzkisten, wurden die einzelnen Schiffsteile nach Afrika transportiert. In Kigoma (Tansania) am Tanganjikasee, das damals noch zur Kolonie Deutsch-Ostafrika gehörte, hat man das Schiff neu zusammengesetzt. Im Juni 1915 trat es seine Jungfernfahrt an. Kurz darauf aber waren die deutschen Stellungen in Kigoma nicht mehr zu halten, und das Schiff wurde versenkt. Als die Goetzen Mitte der zwanziger Jahre gehoben wird, ist ihr Zustand immer noch so gut, dass sie kurzerhand in Liemba umbenannt und wieder als Passagierschiff eingesetzt wird. Zum hundertsten Geburtstag haben Sarah Paulus und Rolf G. Wackenberg der alten Dame nun ein Denkmal gesetzt. Herausgekommen ist ein spannender Einblick - auch ins facettenreiche afrikanische Alltagsleben.
rjsu.
"Von Goetzen bis Liemba. Auf Reisen mit einem Jahrhundertschiff" von Sarah Paulus und Rolf G. Wackenberg. Artissage, Berlin 2013, 256 Seiten, 52 Abbildungen, Karten. Broschiert, 14,50 Euro.
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