Bellen, miauen und zirpen, brüllen, röhren und zwitschern, trompeten, wiehern und quaken: Das Sprachkonzert der Tiere ist ebenso ausgeklügelt wie vielfältig. Es zeugt von ihren beeindruckenden kognitiven und emotionalen Fähigkeiten, mit denen sie uns Menschen nicht selten große Schritte voraus sind. Angela Stöger nimmt uns mit auf eine faszinierende Reise durch die Welt der tierischen Kommunikation. Die renommierte Verhaltensforscherin und Bioakustikerin erzählt, wie sie nachweisen konnte, dass auch Giraffen Laute von sich geben, von ihren Begegnungen mit sprechenden Elefanten oder von den erstaunlich differenzierten Kommunikationsmustern bei Delfinen. Je genauer wir zuhören, desto besser lernen wir, unsere Tiere zu verstehen. Angela Stöger geht auch der Frage nach, wie sie mit dem Lärm umgehen, den wir Menschen erzeugen. Nutzen wir die faszinierenden Erkenntnisse der Bioakustik, um Haus- wie Wildtiere besser zu schützen und zu verstehen!
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.12.2021Wenn der Kakadu den Drummer gibt
Die Verhaltensforscherin Angela Stöger erläutert die hörbare Kommunikation von Tieren
Angela Stöger untersucht in ihrem Buch die hörbare Kommunikation von Tieren. Zunächst geht es um die Frage, welche Art von Information akustisch übertragen oder aufgenommen wird. Man denke etwa an die Warnrufe von Erdmännchen, die wiederum von einem Vogel, dem Drongo, imitiert werden, um die Erdmännchen zu animieren, die Flucht zu ergreifen und ihr Futter zurückzulassen. Ebenso wichtig sind Angst- und Stresssignale. Wenn junge Pandabären schreien, wollen sie die Aufmerksamkeit der Mutter gewinnen - ähnlich wie bei Menschenbabys. Sobald die Tiere umsorgt werden, geben sie schließlich ein Schnurren von sich, das an eine Katze denken lässt.
Interaktionen bei Tieren, welche im Rudel oder in einer Herde leben, bedürfen vielfältiger Rufe, die zum Beispiel die Rangordnung festlegen. Bindungen innerhalb einer Gemeinschaft werden so gestärkt, Abgrenzungen von anderen Gruppen markiert. Manche Tiere erlernen die Rufe von Artgenossen, um sie dann nachzuahmen. Die Verhaltensforscherin Stöger konzentriert sich hier auf ihre Forschung über Elefanten, deren Lautrepertoire vom tieffrequenten Infraschall, den wir nicht hören können, zu hohem Quietschen und Trompetentönen reicht. Wächst ein junger afrikanischer Elefant mit asiatischen Elefanten auf, wird er bald im asiatischen Dialekt kommunizieren.
Akustische Interaktionen dienen jedoch nicht allein dem Informationstransfer. Manche Tiere, etwa Wale oder Vögel, erzeugen "Biomusik", um den sozialen Zusammenhalt zu stärken. Der australische Palmkakadu sucht sich einen hohlen Stamm und klopft darauf mit einem selbst abgebrochenen Ast herum, um Weibchen zu beeindrucken. Die Einsiedlerdrossel beherrscht die pentatonische Tonleiter mit fünf Tonstufen innerhalb einer Oktave. "Auf diesem Tonsystem basiert auch die traditionelle asiatische Musik", schreibt die Autorin.
Wie sieht es aber mit der Kommunikation von Tieren aus, die im Zoo leben? Stöger betont, wie gut in einer so geschützten Umgebung wissenschaftliche Erkenntnisse gesammelt werden können. So wurde etwa in Zoos zum ersten Mal erfasst, wie Elefanten Laute lernen. Dank solcher Erkenntnisse können die Haltungsbedingungen optimiert und wild lebende Tiere besser verstanden werden. Als Bonus finden sich in dem Buch QR-Codes, mit deren Hilfe sich unterschiedliche Laute abrufen lassen, sodass man nicht nur einiges über tierische Kommunikation lernen, sondern ihr auch lauschen kann. MANFRED KÖSSL
Angela Stöger: "Von singenden Mäusen und quietschenden Elefanten". Wie Tiere kommunizieren und was wir lernen, wenn wir ihnen wirklich zuhören.
Brandstätter Verlag, Wien 2021. 208 S., Abb., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Verhaltensforscherin Angela Stöger erläutert die hörbare Kommunikation von Tieren
Angela Stöger untersucht in ihrem Buch die hörbare Kommunikation von Tieren. Zunächst geht es um die Frage, welche Art von Information akustisch übertragen oder aufgenommen wird. Man denke etwa an die Warnrufe von Erdmännchen, die wiederum von einem Vogel, dem Drongo, imitiert werden, um die Erdmännchen zu animieren, die Flucht zu ergreifen und ihr Futter zurückzulassen. Ebenso wichtig sind Angst- und Stresssignale. Wenn junge Pandabären schreien, wollen sie die Aufmerksamkeit der Mutter gewinnen - ähnlich wie bei Menschenbabys. Sobald die Tiere umsorgt werden, geben sie schließlich ein Schnurren von sich, das an eine Katze denken lässt.
Interaktionen bei Tieren, welche im Rudel oder in einer Herde leben, bedürfen vielfältiger Rufe, die zum Beispiel die Rangordnung festlegen. Bindungen innerhalb einer Gemeinschaft werden so gestärkt, Abgrenzungen von anderen Gruppen markiert. Manche Tiere erlernen die Rufe von Artgenossen, um sie dann nachzuahmen. Die Verhaltensforscherin Stöger konzentriert sich hier auf ihre Forschung über Elefanten, deren Lautrepertoire vom tieffrequenten Infraschall, den wir nicht hören können, zu hohem Quietschen und Trompetentönen reicht. Wächst ein junger afrikanischer Elefant mit asiatischen Elefanten auf, wird er bald im asiatischen Dialekt kommunizieren.
Akustische Interaktionen dienen jedoch nicht allein dem Informationstransfer. Manche Tiere, etwa Wale oder Vögel, erzeugen "Biomusik", um den sozialen Zusammenhalt zu stärken. Der australische Palmkakadu sucht sich einen hohlen Stamm und klopft darauf mit einem selbst abgebrochenen Ast herum, um Weibchen zu beeindrucken. Die Einsiedlerdrossel beherrscht die pentatonische Tonleiter mit fünf Tonstufen innerhalb einer Oktave. "Auf diesem Tonsystem basiert auch die traditionelle asiatische Musik", schreibt die Autorin.
Wie sieht es aber mit der Kommunikation von Tieren aus, die im Zoo leben? Stöger betont, wie gut in einer so geschützten Umgebung wissenschaftliche Erkenntnisse gesammelt werden können. So wurde etwa in Zoos zum ersten Mal erfasst, wie Elefanten Laute lernen. Dank solcher Erkenntnisse können die Haltungsbedingungen optimiert und wild lebende Tiere besser verstanden werden. Als Bonus finden sich in dem Buch QR-Codes, mit deren Hilfe sich unterschiedliche Laute abrufen lassen, sodass man nicht nur einiges über tierische Kommunikation lernen, sondern ihr auch lauschen kann. MANFRED KÖSSL
Angela Stöger: "Von singenden Mäusen und quietschenden Elefanten". Wie Tiere kommunizieren und was wir lernen, wenn wir ihnen wirklich zuhören.
Brandstätter Verlag, Wien 2021. 208 S., Abb., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Manfred Kössl lauscht dem Sound von Pandabären, Erdmännchen und im asiatischen Dialekt kommunizierenden Elefanten. Angela Stögers Buch bietet nicht nur Informationen über die in den verschiedenen Tiersprachen kommunizierten Inhalte und ihre Funktionen, sondern via QR-Codes auch die entsprechenden Lautbeispiele. Was die Verhaltensforscherin über Elefanten-Laute, in der Wildnis und im Zoo, zu berichten hat, lässt Kössl aufhorchen: Mit einer erweiterten Kenntnis ihrer "Sprache" ließen sich die Haltungsbedingungen und andere Bedürfnisse der Tiere möglicherweise verbessern, ahnt er.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Ein wunderbares Buch mit Folgen. 'Menschen sind nicht die einzigen auf der Welt, die etwas zu sagen haben', sagt Stöger. Sie sollten besser zuhören. Sigrid Krügel Natur 20220701