Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Französische Philologie - Literatur, Note: 1,7, Universität Bremen, Sprache: Deutsch, Abstract: « Je n´ai pas de souvenirs d´enfance. » Was impliziert Perec mit diesem Amnesiepostulat, das so gar nicht mit dem Titel «W ou le souvenir d´enfance» zu korrespondierenden scheint? Als sein eigener (Zeit-)zeuge, der als Kind jüdischer Herkunft die „Occupation“ Frankreichs und den Holocaust miterlebte, leistet der Autor kritische Distanzierungsarbeit und de- und rekonstruiert seine Kindheitserinnerungen im Prozess des Wiederfindens einer als Kind verfassten Geschichte fortwährend neu. Der sich zu Lebzeiten aktiv mit der Psychoanalyse auseinandersetzende Perec verfasst mit «W ou le souvenir d´enfance» eine Autobiographie und zugleich eine Autofiktion, als deren Erfinder Serge Dubrovsky gilt, in der die Stimmigkeit von Erinnerung bewusst anhand historischer Situationen, Erinnerungsfähigkeit und verfügbaren Quellen problematisiert wird. Die Autofiktion „[…]als eine spezifisch neumoderne Form autobiographischen Schreibens[…]“ ist ein Texttyp mit verschiedenen Konjunkturzyklen, der nach einer Phase schlechter Reputation in den 1050er Jahren eine „Renaisance“ ab ca. 1980 erlebte. Das Einsetzen multipler „Ich“-Stimmen, deren Erinnerungen durchaus täuschen können sowie der diskontinuierliche Textverlauf lassen in Perecs Werk einen veritablen Interpretationsraum zwischen Fakt und Fiktion, Erinnerung und Fantasie sowie Traum und Wirklichkeit entstehen. Es werden dazu drei erkenntnisleitende Fragen untersucht: 1) Perec- Autobiograph und Shoah Autor? 2) W ou le souvenir d´enfance: zufällgger ode rgearbeiteter Text? 3) Psychoanalyse und Anamnese- Erinnerung oder Fiktion?