Franz Escher wartet auf den Elektriker. Seine Steckdose hat einen Wackelkontakt. Um sich die Zeit zu vertreiben, liest er ein Buch über den Mafia-Kronzeugen Elio Russo. Elio sitzt im Gefängnis und wartet auf die Entlassung. Er hat so viele Leute verraten, dass er um sein Leben fürchtet. Aus Angst liegt er nachts wach und liest ein Buch. Es handelt von Franz Escher. Der wartet auf den Elektriker. Seine Steckdose hat einen Wackelkontakt. Wolf Haas' neuer Roman zündet ein erzählerisches Feuerwerk: Was beginnt wie zwei halbwegs übersichtliche Lebensgeschichten, verwirbelt sich zu einem schwindelerregenden Tanz - mit einem toten Handwerker, familiären Verstrickungen und vielen ungelösten Geheimnissen, funkenschlagend und spannend bis zum finalen Kurzschluss.
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»Es ist schön, das, was man für lobenswert hält, zu loben. Ich muss sagen, ich bin auch nicht neidfrei, ich lese gerade den neuen Wolf Haas, der im Frühjahr herauskommt. Ich bin sehr neidisch auf diese Grundidee. Ich denke mir, man, die hätte ich gerne gehabt, aber ich hatte sie nicht, was soll man machen.« Daniel Kehlmann, Deutschlandfunk Kultur Lesart, 16.12.24
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Alex Rühle will nicht viel verraten über die Handlung von Wolf Haas' neuem Roman, dafür aber umso mehr über die Schreibverfahren und -ideale des Wiener Schriftstellers, den er dort auch getroffen hat. Im Buch geht es, in einer Art Schachtelung, um einen Mann namens Franz Escher, der beim Warten auf einen Elektriker einen Roman über Elio Russo in einem Gefängnis in Italien liest, der beim Warten auf seine Freilassung wiederum einen Roman liest: über selbigen Franz Escher. Was sehr nach "Versuchsanordnung" und angestrengter Formspielerei klingt, bietet dann aber doch einiges an Haas-typischer "Lesegaudi", verspricht der Kritiker - nicht zuletzt dadurch, dass der Handlung zusätzlich ein "enorm starker Motor abgeschraubt" wird: Franz Escher bringt aus Versehen den Elektriker um. Aber der Krimiplot sei wie auch bei den Brenner-Krimis eher Nebenprodukt, meint Rühle; hauptsächlich sei es Haas nach eigener Aussage um seinen Spaß an der naiven Grundidee gegangen, zwei Geschichten gleichzeitig zu schreiben, die sich quasi gegenseitig lesen. Wie Haas beim Gespräch in Wien das alles erklärt, dabei noch kurz auf die Entdeckungen seiner Doktorarbeit zur konkreten Poesie zu sprechen kommt und auf seine Stephen-King-Liebe, scheint auch dem Kritiker zwar einigermaßen "Luftschlangen"-mäßig verworren, aber sehr unterhaltsam - ähnlich wie der neue Roman, vermittelt Rühle.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Richard Kämmerlings hat jede Menge Rätselspaß mit dem neuen Roman von Wolf Haas. Das Buch hat den schwarzhumorigen Brenner-Sound, wartet allerdings mit einer komplexen Plotgestaltung auf, die über das Krimigenre hinausweist, erklärt Kämmerlings begeistert. Genau genommen handelt es sich um zwei Plots, einen um einen Mafia-Paten auf der Flucht, einen aweiteren um einen Trauerredner, der aus Versehen einen Menschen umbringt, die der Autor hier geschickt arrangiert. Und zwar als binäres System, als zwei Handlungen, die sich aufeinander zu bewegen und die die ununterscheidbaren Seiten eines Möbiusbandes bilden, wie der Rezensent feststellt. Für Kämmerlings ein "geniales Puzzle".
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