Starker Ansatz, leider eher schwach umgesetzt
An sich hätte diese Geschichte von ihren Rahmenbedingungen (dystopische Gesellschaft, die Kreativität und Individualität verbietet PLUS Magie!) hier sowohl bei mir als auch bei den teenagerischen Leserinnen sehr gut ankommen müssen, aber leider konnte
sie ihre Wirkung nicht vollständig entfalten.
Das liegt zum einen daran, dass die vielen,…mehrStarker Ansatz, leider eher schwach umgesetzt
An sich hätte diese Geschichte von ihren Rahmenbedingungen (dystopische Gesellschaft, die Kreativität und Individualität verbietet PLUS Magie!) hier sowohl bei mir als auch bei den teenagerischen Leserinnen sehr gut ankommen müssen, aber leider konnte sie ihre Wirkung nicht vollständig entfalten.
Das liegt zum einen daran, dass die vielen, prinzipiell durchaus faszinierenden Figuren leider alle eher blass und etwas fern geblieben sind, wodurch wir emotional keinen richtigen Zugang zu ihnen finden konnten und in ihr Schicksal nicht so investiert waren, wie wir es uns gewünscht hätten.
Zum anderen wird die gesamte Geschichte etwas schnell abgehandelt, vom Einstieg in die Welt bis zu einem großen, alles entscheidenden Krieg.
Für einen Konflikt, der essentiell ein Bürgerkrieg ist, mit Geschwistern, die sich auf gegnerischen Seiten gegenüberstehen, und Kindern und Eltern, was ja durchaus ein sehr anspruchsvolles Thema für ein Jugendbuch ist, fanden wir das alles ein bisschen übereilt.
Gerade auch, wenn dies der erste Teil einer Buchreihe ist, hätte man sich doch sicher für alles etwas mehr Zeit nehmen können? So war hier leider keiner von uns überzeugt, auch noch weitere Teile unbedingt lesen zu müssen.
Leider weckt auch der Klappentext Erwartungen auf Ereignisse, die einfach im Buch gar nicht existieren ("In Quill werden alle Dreizehnjährigen bei einem gefährlichen Ritual in "Gewollte" und "Ungewollte" eingeteilt." - es gibt kein ~gefährliches Ritual~, die Jugendlichen stehen auf einem Platz und es werden Listen vorgelesen, wer zu welcher Gruppe gehört, was vorher von den Herrschenden entschieden wurde, und das Ganze ist bereits im ersten kurzen Kapitel erledigt...).
Auch den Buchtitel finde ich eher nicht gelungen, nach dem Original könnte das Buch einfach "Die Ungewollten" heißen, was für mich ein sehr viel stärkerer Titel ist. Stattdessen muss ein umständliches "Wächter der Magie: Aufbruch nach Artimé" daraus gemacht werden, was allerdings auch wieder dem Inhalt gar nicht entspricht: "Aufbruch nach Artimé" lässt einen langen, beschwerlichen Weg dorthin erwarten, und impliziert vor allem einen gezielten Plan, dort hinzukommen - allerdings wissen die Figuren ja gar nicht, dass Artimé überhaupt existiert, und zudem sind sie bereits im dritten Kapitel dort (noch unwissentlich) angekommen.
Und dann natürlich auch noch das Versprechen "Die Tribute von Panem meets Harry Potter"... vielleicht ganz oberflächlich und thematisch, aber vom emotionalen Tiefgang eher nicht.
Vielleicht hätte das Buch ohne diese falschen Erwartungen ganz anders gewirkt, aber das kann ich im Nachhinein natürlich nicht sagen.
Insgesamt sehr schade, wir hätten die Geschichte gern mehr gemocht!