Skript aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Musik - Sonstiges, , Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegenden Texte sind Zusammenfassungen von Einführungsvorträgen, die in der Zeit von September 2001 bis März 2004 stattfanden. Sie richten sich zuerst an Laien, die mit Richard Wagner noch nicht so vertraut sind, seine Opern nicht oder nur teilweise kennen und die sich gerne intensiver in Wagners Werk einarbeiten möchten. Da die frühen Opern „Das Liebesverbot“, „Die Feen“, „Rienzi“ und „Der fliegende Holländer“ nicht Teil der Einführungsvorträge waren, soll diesen nur eine kurze Vorbemerkung gewidmet sein. Ein Schwerpunkt der Betrachtungen soll dabei auf den politischen und soziologischen Momenten liegen, die sich teilweise in den Werken Wagners wiederfinden, und die einen interessanten Blickwinkel auf die Zeit werfen, in der Wagner lebte, und auf seine Denkweise, die allen seinen Opern innewohnt. Und noch viel faszinierender ist dabei die Feststellung, wie viel von den soziologischen Ansätzen Wagners auch heute noch ihre Gültigkeit haben mögen, mal ganz abgesehen davon, dass sie auf einige der ganz großen und bedeutenden Soziologen Einfluss genommen haben, wenn man nur an Emile Durkheim oder auch Hannah Arendt denkt, die sich in ihrer Totalitarismus-Studie von 1951 sogar ganz unmittelbar auf Richard Wagner bezieht. Richard Wagner ist also nicht nur ein Opernkomponist gewesen, der sich tollkühn mit der althergebrachten Form der Oper als Unterhaltungsmusik auseinander setzte, sondern er war auch ein politischer Künstler, der mehr als jeder andere Komponist vor und nach ihm über seine Zeit reflektierte und dabei Utopien entwickelte, die auch heute noch zum grundlegenden Gedankengerüst unserer Gesellschaft gezählt werden können, auch wenn unsere Gesellschaft heute ungleich demokratischer geworden ist, als diejenige Richard Wagners. Wagners Aktualität geht sogar soweit, dass renommierte Politologen, wie Professor Dr. Udo Bermbach, Wagner gar als einen Vordenker der Sozialdemokratie sehen und ihn somit zu den großen Vordenkern des 20. Jahrhunderts zählen. Ich wünsche allen Lesern viel Freude beim Einstieg in Wagners Werk und "guten Genuss".