Der Begriff 'Wahrheit' ist in der Theologie und der neutestamentlichen Wissenschaft in vielfachen Bezügen Diskussionsgegenstand. Dies gilt vornehmlich für die Frage nach materialer Wahrheit. In der gegenwärtigen theologischen Theoriebildung gibt es allerdings keinen umfassenden Versuch, die Grundlagen eines Wahrheitsbegriffs systematisch zu rekonstruieren. Die Frage nach einem in der Theologie anwendbaren Wahrheitsbegriff ist jedoch angesichts der in der biblischen und kirchlichen Tradition erhobenen Wahrheitsansprüche ein dringendes Desiderat. Christof Landmesser erörtert neuere philosophische Konzeptionen und stellt einen semantisch-ontologischen Wahrheitsbegriff vor. Dabei berücksichtigt er sprach- und erkenntnistheoretische Aspekte ebenso wie wissenschafts- und wahrheitstheoretische Fragestellungen. Vor diesem Hintergrund werden der existential-ontologische Wahrheitsbegriff Heideggers und dessen Aufnahme in die Theologie durch Bultmann ausführlich dargestellt und diskutiert. Anschließend wird die Funktion der Wahrheitsfrage in der gegenwärtigen neutestamentlichen Hermeneutik erörtert. Zum Schluß legt Christof Landmesser auf der Grundlage des semantisch-ontologischen Wahrheitsbegriffs einen Entwurf vor, der es ermöglicht, die integrative und kritische Funktion des Begriffs Wahrheit für die neutestamentliche Wissenschaft und zugleich für die Theologie überhaupt aufzuzeigen. 'Wahrheit' erweist sich für die heutige wissenschaftliche und religiöse Kommunikation als ein unverzichtbarer Grundbegriff. Geboren 1959; 1998 Promotion; 2000 Habilitation; 2003-06 Professor für Neues Testament an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz; seit 2006 Professor für Neues Testament an der Eberhard Karls Universität Tübingen.
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