Waldemar Müller - welcher Name könnte besser stehen für "ein deutsches Schicksal"? Gaston Salvatore hält Deutschland einen Spiegel vor. "Schon der Name Waldemar Müller ist an und für sich eine Zumutung", schrieb Hans Magnus Enzensberger, als er dieses Buch vor zwanzig Jahren in der Anderen Bibliothek herausbrachte. "Denn so heißt man einfach nicht. Dazu kommt, dass dieser zweifelhafte Held ganz dazu angetan ist, in jedem von uns, besonders aber in den Concierges der Kultur, äußerst gemischte Gefühle zu erregen, zum Beispiel Abscheu, Mitgefühl, Betretenheit und Verständnis. Und das ist noch längst nicht alles! Schon nach den allerersten Sätzen der allerersten Lieferung dieses "deutschen Schicksals" wird erfahrungsgemäß ein gewisses Glucksen laut, ein kleiner Lacher, der widerwillig hochkommt, mühsam unterdrückt wird und sich endlich lauthals Bahn bricht. Und schon keimt in uns die Ahnung, der hässliche Verdacht auf, als könnte hier gelacht werden auf unsere Kosten." Erfunden hat Gaston Salvatore seine Figur Anfang der achtziger Jahre für die Satiren, die in der legendären Zeitschrift "TransAtlantik" erschienen. Waldemar Müller war der "typische Deutsche", der nirgends recht dazugehört, sondern überall, in den großen Institutionen oder im kleinen Hinterzimmer, eher herumstolpert und gerade dadurch das sonst Verborgene grell sichtbar macht. Nach dem Mauerfall hat Salvatore seine Satiren fortgeführt: Und es zeigt sich, dass dieser Typus Held für die größer gewordene Republik ebenso trefflich stehen kann. Und heute um so mehr.