Zwielichtige Machenschaften und ein Mord
„Waldviertler Todesrausch“ von Christian Scherl ist der erste Kriminalroman dieses Autors, der erste Fall des Ermittler-Duos Chefinspektorin Diotima Vogl und Inspektorin Wolke Böhm.
Worum geht es?
In einer Waldviertler Brauerei findet man in einem der
Gärbottiche eine Leiche. Der Tote ist Sepp Ackermeier, der am Abend zuvor beim Wettbiertrinken wie…mehrZwielichtige Machenschaften und ein Mord
„Waldviertler Todesrausch“ von Christian Scherl ist der erste Kriminalroman dieses Autors, der erste Fall des Ermittler-Duos Chefinspektorin Diotima Vogl und Inspektorin Wolke Böhm.
Worum geht es?
In einer Waldviertler Brauerei findet man in einem der Gärbottiche eine Leiche. Der Tote ist Sepp Ackermeier, der am Abend zuvor beim Wettbiertrinken wie die Jahre zuvor zum „Bierkaiser“ gekürt wurde. Zwar sieht es auf den ersten Blick nach Unfall aus, doch sicherheitshalber wird das LKA Wien eingeschaltet. Als Verdächtige gilt die Verliererin des Wetttrinkens, die Judo- und Sportlehrerin Heidi Dudek.
Das Cover mit aus einem Jutesack kollernden Hopfendolden fällt ins Auge und passt zum Thema. Das Buch erschien 2019 im Verlag Federfrei. Der Krimi gliedert sich in 17 Kapitel, die außer der Tagesangabe keine genaueren Zeit- oder Ortsangaben aufweisen, was stellenweise, vor allem bei Rückblenden, sehr konzentriertes Lesen erfordert, um mit der Chronologie nicht durcheinander zu geraten. Die Handlung spielt in der Gegenwart, vor allem in einem fiktiven Ort im Waldviertel, Niederösterreich, und erstreckt sich über neun Ermittlungstage. Der Schreibstil liest sich flüssig, das Lokalkolorit wirkt authentisch.
Es wird primär aus zwei Perspektiven erzählt. Erstens aus jener von Nestor Bach, dem Lehrerkollegen bzw. Freund der Verdächtigen Heidi Dudek, der in ihrem Auftrag unterwegs ist, um ihre Unschuld zu beweisen. Zweitens aus der Sicht von Diotima und Wolke. Zeitweise vermischen sich, auch infolge von Rückblenden, die chronologischen Ereignisse, was mich immer wieder verwirrte. Mich überraschte letztens nicht nur, wer sich als Täter entpuppte, sondern es verblüffte mich tatsächlich, dass sich dieses Kuddelmuddel schlüssig auflöste.
Der Handlungsaufbau ist an und für sich raffiniert gestaltet. Bis zuletzt bleibt man im Unklaren, wie Sepp Ackermeier den Tod fand. Denn anfangs erscheint die Sachlage klar, doch je weiter einerseits die Recherchen von Nestor, andererseits jene der Wiener Ermittlerinnen gedeihen, desto verwirrender wird es. Es kommen allerlei Machenschaften ans Tageslicht. Weder beim Wetttrinken noch bei der ebenfalls stattgefundenen Wahl der Bierprinzessin ging es ehrlich zu. Nestors Nachforschungen bringen ihn in etliche prekäre Situationen, denn seine Neugier und Einmischung in die Dorfangelegenheiten sind unerwünscht. Doch weder lässt er sich durch Drohungen und tätliche Angriffe abschrecken, noch lässt sich Diotima, die die Verdächtige aus ihrer Jugendzeit kennt, von ihrer fixen Idee abbringen, dass Heidi Dudek ihren Gegner ins Jenseits befördert hat.
Was die Charaktere anbelangt, so wurde ich leider mit keinerlei Protagonisten wirklich warm. So richtig sympathisch fand ich kaum jemanden, am ehesten noch Wolke. Insbesondere Diotima war mir für eine ausgebildete, routinierte Kriminalbeamtin viel zu emotional, auch zu aggressiv. Eine derart fanatische Einstellung erscheint mir nicht authentisch für eine Polizistin. Nestor und Heidi waren für mich auch keine Sympathieträger, insbesondere ist auch Heidi viel zu aggressiv und brutal.
„Waldviertler Todesrausch“ weist Spannungsmomente, auch Action auf, war mir aber stellenwese für einen Regionalkrimi zu brutal. Die komplexe Handlung wurde durch nicht deutlich ersichtliche Rückblenden noch zusätzlich verwirrend und die Protagonisten punkteten nicht mit sympathischer Ausstrahlung. Somit gibt es von mir für diesen Krimi nur 4 von 5 Punkten.