Die Werke der beiden Philosophen, Soziologen und Ästhetiker Walter Benjamin (1892-1940) und Georg Simmel (1858-1918) sind von der Frage nach der Kultur, genauer nach der Kultur der Moderne durchzogen. Entgegen anderen ,Klassikern' der Kulturwissenschaft konzipierten sie ihre Theorie und Kritik nicht von ,großen Zusammenhängen' her, sondern erfassten die moderne Kultur in ihrer ganzen phänomenalen Breite, also in den alltäglichen Lebensweisen und der Dingkultur, und gelangten erst in Verdichtung dieser Beobachtungen zu Erkenntnissen des Allgemeinen, Typischen. Die Konfrontation der Schriften der Autoren erlaubt neben einem längst überfälligen Beitrag zur Rezeptionsgeschichte Simmels zugleich ein vertieftes Verständnis beider Werke. Simmels Betrachtung der modernen Versachlichung, der Temposteigerung des Lebens sowie der Vielfalt moderner Lebensstile, die er zentral in seiner Philosophie des Geldes vorgenommen hatte, wurde von Benjamin besonders in seinem Passagen-Werk rezipiert und weitergeführt - wenn auch angesichts einer radikal veränderten geschichtlichen Wirklichkeit (i.e. dem Nationalsozialismus) und mit anderen geschichtsphilosophischen Schlussfolgerungen. Beide Autoren teilen dabei einen rein deskriptiven Kulturbegriff, aus dem heraus sie Ansätze zu einer Phänomenologie der Moderne, Kulturphilosophie und Methodologie entwickeln, die sich noch in den heutigen Kulturwissenschaften als ,anschlussfähig' erweisen.
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