Walter Ulbricht - bis heute einer der am meisten gehassten Politiker Deutschlands. Wer war das
wirklich? Egon Krenz hat kein Buch mit Lobhudelei herausgegeben. Es wird aber deutlich, dass
W. U. ein sehr vielseitiger, durchaus lernfähiger Mensch war. Massiv geprägt war er durch den
Kampf gegen den
Faschismus und die Einbindung in stalinistisches Denken und Handeln. Konnte er sich davon letztlich…mehrWalter Ulbricht - bis heute einer der am meisten gehassten Politiker Deutschlands. Wer war das
wirklich? Egon Krenz hat kein Buch mit Lobhudelei herausgegeben. Es wird aber deutlich, dass
W. U. ein sehr vielseitiger, durchaus lernfähiger Mensch war. Massiv geprägt war er durch den
Kampf gegen den Faschismus und die Einbindung in stalinistisches Denken und Handeln. Konnte er sich davon letztlich befreien? Vielleicht teilweise. Er hat es zumindest versucht. Und Krenz versucht, W. U. fair zu begegnen. Deutlich wird, dass W. U. der Gegenspieler Adenauers war, der genau wie er, aber um 180 Grad gedreht in sein Denken und Handeln für sein System eingebunden war. Jeder der beiden stand für seine Klasse und seine Tradition, der er jeweils sein Leben gewidmet hatte. Wie würde denn eine Sammlung von Zeitzeugen über Adenauer aussehen? Nicht viel anders als die Sammlung über Ulbricht. Man würde wohl kaum die massivsten Gegner und Feinde Adenauers darin finden. Deshalb ist es m. E. legitim, dass Krenz hauptsächlich Freunde und Weggefährten Ulbrichts zu Wort kommen lässt. Und die äußern sich nicht immer positiv, wenn auch überwiegend durchaus.
Die ganze Auseinandersetzung um die jüngste deutsche Geschichte krankt daran, dass es
bei uns keine Wahrheitskommission wie in Südafrika geben durfte. Das haben die - vorläufigen - Sieger des Kalten Krieges mit allen Mitteln verhindert. Diesem Mangel etwas abzuhelfen, ist das große Verdienst von Egon Krenz. Nun müsste es eigentlich irgendwann auch einmal eine ähnliche Sammlung von Zeitzeugenäußerungen über Erich Honecker geben. Aber dieses Unterfangen dürfte schwieriger werden, weil Honecker eben gerade nicht
das außerordentliche Format von Walter Ulbricht hatte. Trotzdem sollte man auch E. H. fair
begegnen. Vielleicht ist es dafür noch zu früh. Aber die Zeit auch dafür wird und muss kommen. Zuvor müssen allerdings erst alle Geheimarchive auch des Westens für jedermann
geöffnet werden, bevor man sich ein zutreffendes Urteil über alle Vorgänge und handelnde Personen bilden kann. Es dürfte äußerst interessant sein zu verfolgen, wer diese Öffnung um
jeden Preis zu verhindern versucht. Daraus kann dann jeder seine Schlüsse ziehen. Aber irgendwann kommt für jeden die Stunde der Wahrheit!
U. Glade
26188 Edewecht