Studienarbeit aus dem Jahr 2000 im Fachbereich Geschichte Europa - Deutschland - 1848, Kaiserreich, Imperialismus, Note: 1,3, Universität Karlsruhe (TH) (Institut für Geschichte), Veranstaltung: Walther Rathenau: Krisenmanager und Vordenker der Moderne, Sprache: Deutsch, Abstract: Walther Rathenau ist eine ausgesprochen schillernde Persönlichkeit, nicht nur, weil er ein sehr erfolgreicher Unternehmer im Wilhelminischen Deutschland gewesen ist, sondern auch weil er ein spezifisches Judentum postulierte. Die Diskussionen um seine Person, seine Stellung innerhalb der Gesellschaft und seines sozialen Umfeldes haben die Forschung daher nicht nur zeitgenössisch beschäftigt, sondern gerade nach dem Ende des "Dritten Reiches" und der Vernichtung des europäischen Judentums immer wieder beschäftigt. Seine Ermordung, die in Deutschland große Empörung hervorrief, bot zudem immer wieder Anlass, seine spezifische Sicht als Jude zu interpretieren. War Rathenau ein typischer Vertreter eines jüdischen "Selbsthasses"? Gab es in seinem jüdischen Selbstbild Wandlungen, die sich auf seinem Lebensweg erkennen lassen? War Rathenau gar ein Antisemit? Dies sind die Fragen, auf die das vorliegende Referat eine Antwort zu geben versucht. Die Literatur zu diesen Bezügen kann als gut bezeichnet werden, nicht zuletzt deshalb weil Rathenau eine Persönlichkeit war, an der sich die Geister schieden und der zudem eine ambivalente Stellung zum Judentum und auch zu seiner Umwelt hatte. Diese nach außen als Widersprüchlichkeit erscheinende Disposition Rathenaus spiegelt sich auch in den Beurteilungen derjenigen, die sich mit Teilaspekten seines Wirkens beschäftigten. Hierzu zählt die Beurteilung des Judentums im Wandel seines Lebens, die unter anderem von Hellige1, Kallner2 und in jüngster Zeit von Grab3 und Volkov4vorgenommen worden ist. Im Zentrum meiner Betrachtung stehen dabei die Schrift "Höre Israel!"5 aus dem Jahr 1897 und ein 1911 veröffentlichter Artikel mit dem Titel "Staat und Judentum"6. Die Frage, die es im Vergleich dieser beiden Aufsätze zu klären gilt, ist ob Rathenau in dem dazwischen liegenden Zeitraum eine Positionsänderung mitgemacht hat, oder ob sich ein weitgehend statisches Bild seiner Interpretation des Judentum in der deutschen Gesellschaft zeichnen lässt.
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