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Für den Tisch Sollte man sich der Wanderführerin Rebecca Solnit anvertrauen, dann stolpert man schnell durch alle Themen des Gehens. Denn das Buch, das die US-amerikanische Essayistin und Feministin geschrieben hat, ist wie eine Fernwanderung. Es ist bereits vor 20 Jahren erschienen, erstaunlich, dass es erst jetzt übersetzt wurde, und noch erstaunlicher, dass man ihm sein Alter nicht anmerkt.
Es beginnt mit Spaziergängen nahe der Golden Gate Bridge, denn nur im Gehen könne sie das Schreiben und das Denken voranbringen. Denken werde in der produktionsorientierten Gesellschaft aber als Nichtstun betrachtet. Also müsse man so tun, als täte man etwas, und das Etwas, "das dem Nichtstun am nächsten kommt, ist Gehen". Das ist die Herangehensweise Solnits: aus einfachen Umständen auf Größeres zu schließen, oft mit überraschenden Definitionen. Es geht bei Adam und Eva los, genauer gesagt bei Lucy aus Äthiopien, den Funden der Leakeys und anderen frühen Gehenden. Solnit erklärt verschiedene, auch skurrile Theorien, die sich in der Paläoanthropologie mit dem aufrechten Gang verbanden, und gelangt zu allen Arten modernen Gehens, zum Pilgern, Flanieren, Lustwandeln, Marschieren, Bergsteigen, Spazierengehen und Demonstrieren. Sie bemerkt, wie männerdominiert die Wanderliteratur ist, denn Zwänge hielten Frauen vom Draußensein ab. Das Korsett verursacht bei schneller Bewegung Atemnot, und Stiefelchen waren auch nicht fürs Ausschreiten gemacht; die Gesellschaft fand: Herumlaufen gehörte sich nicht für Frauen. Auf ihrem Spaziergang durch die Literatur zitiert Solnit viel Bekanntes und kennt alle Zitate, die das Wandern lobpreisen. Sie führt den manischen Wanderer Wordsworth an, Henry David Thoreau, aber auch Jane Austens Roman "Stolz und Vorurteil", in dem Elizabeth Bennet sagt: "Ich gehe ganz gern zu Fuß. Die drei Meilen! Wenn man ein Ziel hat, ist die Entfernung nicht der Rede wert." bfer.
Rebecca Solnit: Wanderlust. Eine Geschichte des Gehens. Aus dem Amerikanischen von Daniel Fastner. Matthes und Seitz Berlin, 30,00 Euro
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