Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Kunst - Übergreifende Betrachtungen, Note: 1, Pädagogische Hochschule Ludwigsburg (Fakultät I), Sprache: Deutsch, Abstract: Wandern bezeichnet im eigentlichen Sinne das zu Fuß-Gehen in der Landschaft und wird im allgemeinen Sprachgebrauch manchmal auch als Synonym für das Reisen verwendet. Der Begriff Wandern zeichnet sich jedoch nicht nur durch das einfache Zurücklegen einer Strecke zwischen zwei voneinander entfernten Orten durch Zeit und Landschaft aus, sondern stellt gleichermaßen einen Prozess als auch einen Urtrieb dar, ohne den der ruhelose Mensch nicht existieren kann. Diesen Sachverhalt formulierte bereits im 17. Jahrhundert der Franzose Blaise Pascal: „Unsere Natur liegt in der Bewegung, die vollkommene Ruhe ist der Tod.“ 1 Ausgehend von diesem Bedürfnis nach körperlicher Bewegung eröffnet das Wandern zudem einen Zugang zur Umwelt. Es bildet infolgedessen die wesentliche Grundlage für unmittelbare menschliche Eigen- und Welterfahrungen, die zu Erkenntnissen und Selbsterfahrungsprozessen führen können. Dies erkannte auch der überzeugte Wanderer Johann Wolfgang von Goethe, der diesbezüglich einst gesagt haben soll: „Was ich nicht erlernt habe, das habe ich erwandert.“ 2 Im Wandern, der ureigensten menschlichen Art der Fortbewegung, erschließt der Mensch seine Umwelt durch seinen Körper bzw. seine Fußsohlen, sein Denken und seine ästhetische räumliche Wahrnehmung, indem er ihn nach Zeit, Ort sowie Entfernung erfährt und strukturiert. Obwohl das Unterwegssein untrennbar mit der Geschichte der menschlichen Kultur verbunden ist, erzählt doch jede Wanderung als eine Form körperlicher und sinnlicher Erfahrung eine eigene, individuelle Geschichte, die durch Neugier am Fremden, Erkenntnis, Selbstfindung oder anderen Beweggründen motiviert ist. Hierdurch unterscheidet sie sich von anderen Wanderungen, lediglich die Übergangsrituale von Aufbruch - Passage - Ankunft sind bei allen Wanderungen oder Reisen gleich. Während der Aufbruch das Verlassen vertrauter Lebenskontexte darstellt und fordert, sich mit Fremdem einzulassen, sei es freiwillig oder gezwungenermaßen durch Vertreibung oder Verfolgung, so ist das Wesen der Passage geprägt durch das Unterwegssein zwischen Orten und Gemeinschaften auf der Suche nach Neuem, was weitere Sehnsüchte wecken kann. [...]