Versuche ich meine Motivation, dieses Buch gelesen zu haben, unter interlektuellem Schöngeschwafel zu begraben, wie es der Rest des Wöwöwö macht? Oder offenbare ich meine niederste Neugierde?
Ordinäre Sensationslust war's. Weil meine Phantasie nicht ausreicht, mir vorzustellen, wie ein Schwanz an
Ort und Stelle gebastelt wird, wenn da doch vorher keiner war.
Die Grenzen meiner Kopfwelt sind…mehrVersuche ich meine Motivation, dieses Buch gelesen zu haben, unter interlektuellem Schöngeschwafel zu begraben, wie es der Rest des Wöwöwö macht? Oder offenbare ich meine niederste Neugierde?
Ordinäre Sensationslust war's. Weil meine Phantasie nicht ausreicht, mir vorzustellen, wie ein Schwanz an Ort und Stelle gebastelt wird, wenn da doch vorher keiner war.
Die Grenzen meiner Kopfwelt sind ja schon erreicht, wenn ich mir den psychologischen Zustand eines Transsexuellen vorstelle. Wenn Bauarbeiter Bruno - äußerlich wie von Gott aus einem Stück gehackt - feststellt, daß er ja eigentlich eine Frau ist. Nur im falschen Körper. Und wenn er sich nach etlichen Arztbesuchen dann tatsächlich umoperieren läßt, obwohl das Ergebnis eben nur wie ein Bauarbeiter im Fummel aussieht.
In meiner grenzenlosen Arroganz kapiere ich dann nicht, daß Bruno damit aber glücklicher ist als mit seinem ursprünglichen Bruno-Design made by god.
Aber wie soll das bitteschön gehen, wenn frau festellt, ihr fehlt da was zwischen den Beinen?
Geboren als Yvonne Buschbaum hat der Autor genau dieses Problem. Er lebt von Kindestagen an als Junge/ Mann.
In philosophisch anmutenden Texten schildert er seinen Weg. Vom distanzierten, aber liebevollen Elterhaus, über Beziehungen zu Frauen, über die OP bis zum Jetzt.
Wenngleich Buschbaum es gelungen ist, meine oben angesprochenen Grenzen zu verschieben, so läuft mir die ganze Lebensgeschichte zu glatt. Nicht daß er auch unter Depressionen oder Zweifel litt, nicht daß es auch einfach glückliche Werdegänge geben mag, aber niemals mit seinem Ansinnen oder seiner Eigenschaft anzuecken, ist mir dann doch etwas zu unglaubwürdig.
Mal als Beispiel: er bekommt (vor der OP) jede Frau in die Kiste. Das vermittelt den Porno-Schwachsinn, jede Frau ist einem Lesbenerlebnis nicht abgeneigt. Kein Korb wird beschrieben, keine Zurückweisung.
Die OP an sich ist im übrigen ein Meisterwerk chirurgischer Feinstarbeit: aus dem Unterarm wird ein Stück Haut entnommen, zusammengerollt und "angebaut". Verläuft alles gut, wird der neue Penis nicht abgestoßen, wird ein Schwellkörper nachgerüstet, der sich mit einer Pumpe aktivieren läßt, womit eine Erektion möglich ist. Per Ventil erschlafft der Spaß wieder.
Eine Lebensgeschichte, die beeindrucken mag, dem Autoren auch sicherlich ein Stück Eigentherapie war, doch als Buch leider zu langatmig.