Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Rhetorik / Phonetik / Sprechwissenschaft, Note: 1,0, Eberhard-Karls-Universität Tübingen (Neuphilologie), Veranstaltung: Proseminar "Iudicium: Das Kunsturteil in der Antike", Sprache: Deutsch, Abstract: Der Dialog Phaidros, entstanden um die zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr., stellt eines der ältesten schriftlichen Zeugnisse antiker Rhetoriktheorie dar. Wie im früheren Gorgias geht Platon (durch das Sprachrohr Sokrates) hart mit dieser Theorie ins Gericht, spricht ihr unter den gegebenen Voraussetzungen sogar den Theoriecharakter ab. Anders als noch im Gorgias versucht Sokrates/Platon im Phaidros allerdings, Lösungen aus der von ihm diagnostizierten Misere aufzuzeigen. Diese Bemühung, in Verbindung mit der herausfordernden Kritik, gibt auch den Blick frei auf Platons Kunstverständnis und seine Kriterien für ein gelungenes opus. Die Fähigkeit, ein solches Kunsturteil zu fällen, heißt in der Terminologie der fertig ausgebildeten antiken Rhetoriktheorie (etwa bei Quintilian) iudicium. Diese Arbeit soll untersuchen, wie Platons Ansprüche an das opus des Redners (schriftlich oder mündlich) allgemein und im Detail aussehen und was als Voraussetzung für seine Herstellung zu gelten hat. Um einen genauen Einblick in das Wesen eines solchen platonischen Kunstbegriffes zu bekommen, wird es zunächst nötig sein, einen eindeutig definierten Referenzrahmen zu wählen, von dem sich die platonischen Eigenheiten als Kontrast abheben können. Einen solchen Rahmen bieten uns die iudicium- Definition in Heinrich Lausbergs Handbuch der literarischen Rhetorik und ein Seitenblick auf Horazens De Arte Poetica. Von dieser Aus gangsbasis werden wir uns den Dialog genauer betrachten und ihn auf Hinweise und Statements zum Kunstbegriff hin abklopfen. Besonderes Interesse soll dabei auch der Frage gelten, woher das Urteil jeweils seine Authorität zieht – ob es etwa externe Faktoren zur Rechtfertigung nötig hat. Es sollte möglich sein, so die Distanz zwischen den beiden Konzeptionen zu vermessen, also Ähnlichkeiten und Differenzen beim Namen zu nennen.