Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Soziologie - Religion, Note: 1,7, Universität Münster (Institut für Soziologie), Sprache: Deutsch, Abstract: „Is God Dead?“ titelte das US-amerikanische TIME-Magazin am 08. April 1966 in Anlehnung an Friedrich Nietzsches Sentenz „Gott ist tot!“ und beteiligte sich damit am seinerzeit hochaktuellen Säkularisierungs-Diskurs. Das Titelthema „Theology: Toward a Hidden God“ des Nachrichtenmagazins bezieht sich mit seiner Schlagzeile allerdings weniger auf Nietzsches existenzialistischen Ansatz aus dem Jahre 1882, der eine Revision von Wahrheit, Moral und Religion forderte, um neue, vom Menschen selbst geschaffene Werte zu entwickeln, die göttliche Gebote zu ersetzen vermochten. Im Artikel des TIME-Magazins werden vielmehr allgemeine gesellschaftliche Bedeutungsverluste, die Konkurrenz der Religion zur Wissenschaft und die Verschiebung religiösen Glaubens und Praktizierens in das Privatleben der Menschen fokussiert. Säkularisierungstheorien bilden hierfür die argumentative Grundlage. Sie besagen, grob vereinfacht, dass die Religion in der modernen Gesellschaft keine gesamtgesellschaftliche Funktion mehr einnehme und somit ihre Vorrangstellung in der Gesellschaft eingebüßt habe. Von Säkularisierungsthesen, die ein gänzliches Verschwinden der Religion aufgrund wissenschaftlicher Weltdeutungen (Comte) vorhersagen wollen, soll bereits an dieser Stelle, mit Blick auf die derzeitige Beschaffenheit von Kirche und Religion und die untenstehenden Ergebnisse, Abstand genommen werden. Auch wenn die Religion durch Modernisierung, durch eine ausdifferenzierte, pluralistische Gesellschaft, Rationalisierung und Individualisierung nicht dem Untergang geweiht zu sein scheint, so sind die Modernisierungsprozesse doch nicht schadlos an ihr vorbeigezogen. Die Religion hat einige ihrer Betätigungsfelder auf Kosten autonom gewordener und neu entstandener Einrichtungen aufgeben müssen, Kranken- und Altenpflege beispielsweise obliegen schon geraume Zeit vornehmlich privaten, nicht religiös verankerten Institutionen und noch viel länger ist es her, dass Religion politische Herrschaft zu legitimieren vermochte. Der Rückgang (öffentlicher) religiöser Zugehörigkeit, Betätigung und Überzeugung (Kirchgang, Gottesglaube u. ä.) zeigt noch eindringlicher wie die Religion hinter anderen, nichtreligiösen Organisationen und Institutionen zurücktritt. Allerdings sind ebenfalls Tendenzen zu verzeichnen, dass sich religiöse Betätigungen zunehmend in den privaten Raum der Gesellschaft begeben und zu individueller, von der Kirche getrennter Religionspraxis führen.