»[E]s tut doch wohl, Hitler so recht ins Gesicht einen blödsinnigen Wüterich zu nennen.«
Kai Sina nimmt in diesem Essay Thomas Manns komplexe Beziehung zum Judentum als Ausgangspunkt, um dessen bisher kaum erforschte Stellung zum Zionismus sowie sein gesamtes politisches Engagement genauer zu
betrachten und nicht zuletzt längst etablierte Annahmen richtigzustellen.
Insbesondere das…mehr»[E]s tut doch wohl, Hitler so recht ins Gesicht einen blödsinnigen Wüterich zu nennen.«
Kai Sina nimmt in diesem Essay Thomas Manns komplexe Beziehung zum Judentum als Ausgangspunkt, um dessen bisher kaum erforschte Stellung zum Zionismus sowie sein gesamtes politisches Engagement genauer zu betrachten und nicht zuletzt längst etablierte Annahmen richtigzustellen.
Insbesondere das politische, essayistische Frühwerk, bis etwa 1910, das meist vollkommen ignoriert wird, beleuchtet der Autor eingehend und zeigt, wie progressiv, liberal und offen Mann eingestellt war, bevor er zur Zeit des Ersten Weltkriegs eine politische Wende vollzog und den nationalistischen, militaristischen und antidemokratischen Groß-Essay „Betrachtungen eines Unpolitischen“ schrieb.
Der allbekannte Trugschluss, dass Mann bis 1936/37 zur damaligen Lage vollkommen geschwiegen hätte, wird ebenfalls anhand zahlreicher hauptsächlich essayistischer Belege Manns entkräftet.
Schließlich begann Mann schon ab 1921 sich von der politischen Rechten, insbesondere dem „Hakenkreuz-Unfug“, abzugrenzen. Zeitgleich solidarisierte er sich mit den Juden, die einer immer größeren Verleumdung und regelrechtem Hass ausgesetzt waren.
Spätestens während des amerikanischen Exil wurde er gar als politischer Aktivist für die Demokratie wahrgenommen, warnte über Radioansprachen des BBC und klärte über deutsche Kriegsverbrechen sowie die Massenmorde auf.
Über die Jahre des Nationalsozialismus bis zur Gründung Israels, blieb er ein genauer Beobachter des Tagesgeschehens und mischte sich, seine Meinung offen äußernd, konkret ein – immer mit dem Ziel, sich selbst für demokratische Werte verantwortlich zu zeigen.
Auch wenn Thomas Manns Ansichten mehrmals die Seiten wechselten und sein demokratischen Verständnis nicht stringent verlief, war er jedoch nie unpolitisch!
In eher akademischer Sprache und kurzen, prägnant geschilderten Kapiteln gelingt es Kai Sina einen annähernd umfänglichen Abriss über Thomas Manns politische Betrachtungen mit mehr als nur einigen neuen Fakten zu geben!