Natur und Rationalität – diese beiden Begriffe, die in der Tradition als Abgrenzungsbegriffe gegeneinander gebraucht wurden, rücken in der Gegenwart in verschiedener Weise näher aneinander. Es stellen sich diesbezüglich Fragen: Welche Rolle spielt die Natur als materiale Symbolisierung des Vorgegebenen in der Bestimmung der Eigenart und Reichweite der Vernunft? Was bedeutet die Rede vom „Natürlichen“ anlässlich einer noch nie dagewesenen Durchdringung von Technik und Natur? Nachdem ihre herkömmlich normative Gestalt des Naturbegriffs – abgebildet im Gedanken des Naturrechts – bereits in der Neuzeit brüchig wurde, wird in der Moderne seine kulturelle Bedingtheit und Geschichtlichkeit thematisch. Seine geltungstheoretischen Ansprüche werden damit modifiziert, wenn nicht gar in Frage gestellt. In den Beiträgen des Bandes wird die Natur in ihrer doppelten Bestimmung in den Blick genommen werden, zum einen selbst die materiale Basis der Vernunft zu liefern und somit kulturbestimmend wirksam zu sein, zum anderen aber auch als Grenzbestimmung für das „Unhintergehbare“, dessen Überschreitung immer nur in Aporien führen kann.