Machtfallen begegnen
In christlichen Gemeinden verbergen sich, wie überall, vielfältige Machtspielchen und Verlockungen, bewusste und unbewusste, die auf Dauer die Gemeinschaft nachhaltig schädigen können. Wie diese rechtzeitig erkannt und beim Namen genannt werden können, davon handelt dieses
Buch. Aber auch, wie dadurch das menschliche Miteinander täglich beeinflusst wird, vielleicht ohne dass…mehrMachtfallen begegnen
In christlichen Gemeinden verbergen sich, wie überall, vielfältige Machtspielchen und Verlockungen, bewusste und unbewusste, die auf Dauer die Gemeinschaft nachhaltig schädigen können. Wie diese rechtzeitig erkannt und beim Namen genannt werden können, davon handelt dieses Buch. Aber auch, wie dadurch das menschliche Miteinander täglich beeinflusst wird, vielleicht ohne dass wir es merken.
Ein für mich sehr schwer zu bewertendes Buch. Ich gehöre wahrscheinlich nicht direkt zur Zielgruppe als jemand, der in keinster Weise in einer geistlichen Leitung tätig ist. Zum Inhalt und Schreibstil kann ich dennoch etwas sagen. Der Autor beschreibt schließlich auch allgemeine menschliche Mechanismen der Machtausübung, die überall anzutreffen sind. Ein an sich sehr interessantes und vielschichtiges Thema, mit dem man sich auf jeden Fall beschäftigt haben sollte. In gewisser Weise hilft das Buch dabei, denn es befasst sich sehr strukturiert mit den verschiedensten Machtmechanismen, denen wir begegnen. So listet er verschiedene Faktoren auf, die oft eine Rolle spielen, wenn es um Macht geht: Zeit, Geld, Wissen, Dominanz usw. Des weiteren beschäftigt er sich mit verschiedenen Konstellationen, die Machtgedanken evozieren können: der Generationenkonflikt, die Macht der Seelsorge und die Macht des Wortes. Keines von diesen Themen sollte man leichtfertig übergehen. Der Autor bemüht sich ebenfalls, mit vielen Missverständnissen aufzuräumen. So mahnt er Vorsicht an, wenn es z.B. darum geht, Gottes Willen zu erkennen und anderen mitzuteilen. Auch hier lauert wieder die Versuchung, in Wirklichkeit ganz eigene Motive durchzusetzen. Im Prinzip sollte jeder, auch wenn er denkt, gegen Machtgedanken gefeit zu sein, seine Handlungsabsichten stets genau hinterfragen.
Es gab allerdings auch einiges, was mich in der einen oder anderen Weise gestört hat. Da wäre zunächst der Umgang des Autors mit der Bibel. Viele Dinge begründet er damit, dass sie „im Neuen Testament nicht vorgesehen“ seien oder nicht „biblisch begründet“ werden können. Das sind meiner Meinung nach sehr schwammige Formulierungen, die zu kurz greifen. Schließlich sind Gemeinde, Leitung und Kirche heute viel komplexer und auch ganz anders als damals. Deshalb können sich nicht alle Fragen in der Bibel direkt beantworten lassen. Wohlgemerkt, der Autor spricht hier nicht von einer Übereinstimmung mit der Schrift im Geiste, sondern von einem direkten Begründen organisatorischer Strukturen aus der Bibel. Außerdem sind die Erklärungen oft sehr ausfernd. An vielen Stellen schreibt er sehr klar und deutlich, durchaus realistisch. An anderen wiederholt er sich mehrmals, wählt nur geringfügig andere Formulierungen. Dadurch wurde das Lesen zwischenzeitlich sehr langatmig, da nichts Neues hinzukam. Zudem verwendet er einige Begriffe recht konsequent ohne Artikel, redet bspw. von „Gemeinde, die etwas tun muss“ statt von „der Gemeinde“. Das ist zwar nur eine Kleinigkeit, hat mich jedoch auch jedes einzelne Mal irritiert und gestört.
Fazit: Ein schwierig zu lesendes Buch, da trotz einiger interessanter Passagen viele Teile sehr langatmig geworden sind. Der Autor drückt sich oft oberflächlich-diffus aus und an einigen Stellen schien mir auch das Thema des Buches in den Hintergrund gerückt. Insgesamt wohl kein Buch, das ich weiterempfehlen würde.