Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration. Dr. Norden hatte einige Patienten, bei denen er tägliche Hausbesuche machen mußte. Sein schwerster Fall derzeit war jedoch Ilse Köster, verheiratet seit zehn Jahren mit dem Drogisten Herbert Köster. Sie war vierzig, zwei Jahre älter als er, aber sie hatte das Geld in die Ehe gebracht und die gutgehende Drogerie, die immer noch unter ihrem Mädchennamen Weller geführt wurde. Ilse Köster hatte Krebs, aber noch vor einem Jahr hätte niemand für möglich gehalten, daß sie überhaupt je krank werden könnte. Da hatte sie auch jeden Tag im Geschäft gestanden, und mit Maren Axmann, der jungen Verkäuferin, hatte sie sich gut verstanden. In den Semesterferien kam auch Ilses jüngerer Bruder Lothar, um sich zu überzeugen, daß das Geschäft auch gut genug gehe, damit er immer seinen Monatsscheck bekommen konnte. Er konnte ein sorgloses Studentenleben führen. Er war Miterbe, aber er sollte den monatlichen Scheck nur bis zum Abschluß seines Studiums bekommen. Der alte Weller hatte seinem lebenslustigen Sohn nie so recht getraut. Er hatte ihm schon während der Schulzeit einige Sorgen bereitet, und jetzt, mit achtundzwanzig Jahren war er immer noch nicht fertig. Er hatte sich eingebildet, Arzt werden zu müssen, schon aus Prestigegründen, aber zuerst hatte er keinen Studienplatz bekommen, weil er den Numerus clausus nicht erbracht hatte, und so hatte er erst Biologie studiert. Dr. Norden wußte das alles, denn es hatte Ilse Köster viel Kummer bereitet, daß er so wenig zielstrebig war. Herbert Köster bereitete er noch mehr Sorgen, weil er in letzter Zeit immer mehr Geld haben wollte und manchmal recht unverschämt wurde. Er hielt Herbert vor, daß er seine Schwester ja nicht aus Liebe geheiratet hätte, sondern nur wegen ihres Geldes. Eine Liebesheirat war es sicher nicht gewesen, aber sie verstanden sich gut. Es war eine harmonische Ehe geworden und auch jetzt, während ihrer schweren Krankheit, gab es keine Streitigkeiten. Ilse Köster war eine geduldige Kranke. Als Dr.