Wie die Kiwis wirklich sind Auslandskorrespondentin am Ende der Welt. Und obendrein deutsch. Urkomisch. Als Anke Richter auf eine Kostümparty mit dem Motto »Luftschlacht um England« eingeladen wird, ahnt sie: Kiwis und Kölner - dazwischen liegen Welten. Willkommen in Neuseeland - dem Land der Schafe, Hobbits und Verkleidungsfanatiker.Auch das Deutschlandbild der Einheimischen ist gewöhnungsbedürftig. Eigentlich wollte Anke Richter mal Kriegsreporterin werden. Jetzt führt sie einen humoristischen Kampf gegen Goretex-Germanen und unausrottbare Klischees. Wie deutsch darf man als gute Deutsche sein? Anke Richter sucht selbstironisch nach Antworten bei Surfern, Veganern, Vogelfreunden und Maori. Dort verordnet man ihr als Therapie: zurück zu den Wurzeln. Und sie gibt ihr Bestes, selbst bei einem Oktoberfest mit Engländern in Pickelhaube und auf der südlichsten Karnevalssitzung der Welt. Fettnäpfchen und Verständigungspannen pflastern ihren Weg. Als deutsche Serienstars zwischen Südsee und Antarktis einfallen, tun sich ungeahnte Dimensionen des Fremdschämens auf. Schließlich knickt sie ein - und wird vom Kraut zur Kiwi.Die kuriosen wie kritischen Streiflichter der Assimilation aus einem kleinen Land, das manchmal große Fragen aufwirft, werden nicht nur Neuseelandfans und Deutschlandflüchtlinge begeistern. Denn wo all die Dokusoaps aufhören, legt Anke Richter erst richtig los - schamlos wie charmant, erbarmungslos bissig und zum Brüllen komisch.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.03.2012Horch von fern
Geht doch! Man kann also über das banale Thema "Ich und meine Familie wandern aus" sowohl unterhaltsam als auch gehaltvoll schreiben. Anke Richter, seriöse Journalistin mit Hang zum Humor, ist mit ihrer Familie nach Christchurch gezogen. Auslandskorrespondentin nennt sie sich von nun an, und erzählt davon, wie schwierig sich das gestalten kann. Vor allem aber unterhält sie die Leser mit den Tücken des neuseeländischen Alltags, aus der Sicht der Immigranten. Oft macht sie sich Gedanken, "wie wir rüberkommen", Fremdschämen angesichts deutscher Goretex-Kompanien und dauerbesserwissender Landsleute. Grundlage des Buchs war eine Kolumne in der taz. So tauchen nach und nach alte Bekannte auf, von der germanophilen Barista über die esoterisch-vegane Nachbarin bis zum kiwiphoben Biobäcker. Man leidet mit der Autorin, wenn sie sich durch den fremden Alltag müht oder beispielsweise den größten aller denkbaren Fehltritte begeht: mit Kiwis Klartext zu reden. Und man versteht, dass so fern der Heimat die neuen Nachbarn "RAF" durchaus einmal mit "Royal Airforce" verwechseln können. Da wundert man sich dann auch nicht mehr, wenn eine Motto-Party das Thema "Luftschlacht um England" trägt. Richter freut sich darüber, eine andere Alternative zum Spießertum als die große Stadt gefunden zu haben: das kleine Land. Aber sie verharmlost bei aller Freude am Neuen auch nicht die Tücken des neuen Fremden. Immer wieder sieht sie sich nicht in Neuseeland, sondern in einer Art Niemandsland; "wo die alten Spielregeln nicht mehr gelten, aber die neuen noch unbekannt sind". Humor und Selbstironie jedoch helfen ihr über die Klippen hinweg, bis sie schließlich in den Hafen der Einbürgerung gelangt. Als gute Deutsche bleibt ihr dabei zunächst nichts anderes, als einen Tippfehler auf einem der Dokumente zu monieren. Am Ende aber vermittelt Anke Richter vor allem, sich selbst, Deutschland und Europa nicht übertrieben wichtig zu nehmen - und das aufs Unterhaltsamste.
bär
"Was scheren mich die Schafe. Unter Neuseeländern. Eine Verwandlung" von Anke Richter. Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln 2011. 298 Seiten. Broschiert, 14,95 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Geht doch! Man kann also über das banale Thema "Ich und meine Familie wandern aus" sowohl unterhaltsam als auch gehaltvoll schreiben. Anke Richter, seriöse Journalistin mit Hang zum Humor, ist mit ihrer Familie nach Christchurch gezogen. Auslandskorrespondentin nennt sie sich von nun an, und erzählt davon, wie schwierig sich das gestalten kann. Vor allem aber unterhält sie die Leser mit den Tücken des neuseeländischen Alltags, aus der Sicht der Immigranten. Oft macht sie sich Gedanken, "wie wir rüberkommen", Fremdschämen angesichts deutscher Goretex-Kompanien und dauerbesserwissender Landsleute. Grundlage des Buchs war eine Kolumne in der taz. So tauchen nach und nach alte Bekannte auf, von der germanophilen Barista über die esoterisch-vegane Nachbarin bis zum kiwiphoben Biobäcker. Man leidet mit der Autorin, wenn sie sich durch den fremden Alltag müht oder beispielsweise den größten aller denkbaren Fehltritte begeht: mit Kiwis Klartext zu reden. Und man versteht, dass so fern der Heimat die neuen Nachbarn "RAF" durchaus einmal mit "Royal Airforce" verwechseln können. Da wundert man sich dann auch nicht mehr, wenn eine Motto-Party das Thema "Luftschlacht um England" trägt. Richter freut sich darüber, eine andere Alternative zum Spießertum als die große Stadt gefunden zu haben: das kleine Land. Aber sie verharmlost bei aller Freude am Neuen auch nicht die Tücken des neuen Fremden. Immer wieder sieht sie sich nicht in Neuseeland, sondern in einer Art Niemandsland; "wo die alten Spielregeln nicht mehr gelten, aber die neuen noch unbekannt sind". Humor und Selbstironie jedoch helfen ihr über die Klippen hinweg, bis sie schließlich in den Hafen der Einbürgerung gelangt. Als gute Deutsche bleibt ihr dabei zunächst nichts anderes, als einen Tippfehler auf einem der Dokumente zu monieren. Am Ende aber vermittelt Anke Richter vor allem, sich selbst, Deutschland und Europa nicht übertrieben wichtig zu nehmen - und das aufs Unterhaltsamste.
bär
"Was scheren mich die Schafe. Unter Neuseeländern. Eine Verwandlung" von Anke Richter. Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln 2011. 298 Seiten. Broschiert, 14,95 Euro
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»Dieses Buch ist umwerfend: [...] Mit schonungslosem Mutterwitz gelingt es der Journalistin [...] ebenso unterhaltsame wie informative Funken aus dem Alltagsleben zu schlagen.« Sonntag 20121007
"Ob früher unter Promis oder heute zwischen Kiwis - Anke Richter ist immer eine schonungslos witzige, ehrliche, brillante Reporterin." Hajo Schumacher