Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, CY, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, IRL, I, L, M, NL, P, S, SLO, SK ausgeliefert werden.
Geht doch! Man kann also über das banale Thema "Ich und meine Familie wandern aus" sowohl unterhaltsam als auch gehaltvoll schreiben. Anke Richter, seriöse Journalistin mit Hang zum Humor, ist mit ihrer Familie nach Christchurch gezogen. Auslandskorrespondentin nennt sie sich von nun an, und erzählt davon, wie schwierig sich das gestalten kann. Vor allem aber unterhält sie die Leser mit den Tücken des neuseeländischen Alltags, aus der Sicht der Immigranten. Oft macht sie sich Gedanken, "wie wir rüberkommen", Fremdschämen angesichts deutscher Goretex-Kompanien und dauerbesserwissender Landsleute. Grundlage des Buchs war eine Kolumne in der taz. So tauchen nach und nach alte Bekannte auf, von der germanophilen Barista über die esoterisch-vegane Nachbarin bis zum kiwiphoben Biobäcker. Man leidet mit der Autorin, wenn sie sich durch den fremden Alltag müht oder beispielsweise den größten aller denkbaren Fehltritte begeht: mit Kiwis Klartext zu reden. Und man versteht, dass so fern der Heimat die neuen Nachbarn "RAF" durchaus einmal mit "Royal Airforce" verwechseln können. Da wundert man sich dann auch nicht mehr, wenn eine Motto-Party das Thema "Luftschlacht um England" trägt. Richter freut sich darüber, eine andere Alternative zum Spießertum als die große Stadt gefunden zu haben: das kleine Land. Aber sie verharmlost bei aller Freude am Neuen auch nicht die Tücken des neuen Fremden. Immer wieder sieht sie sich nicht in Neuseeland, sondern in einer Art Niemandsland; "wo die alten Spielregeln nicht mehr gelten, aber die neuen noch unbekannt sind". Humor und Selbstironie jedoch helfen ihr über die Klippen hinweg, bis sie schließlich in den Hafen der Einbürgerung gelangt. Als gute Deutsche bleibt ihr dabei zunächst nichts anderes, als einen Tippfehler auf einem der Dokumente zu monieren. Am Ende aber vermittelt Anke Richter vor allem, sich selbst, Deutschland und Europa nicht übertrieben wichtig zu nehmen - und das aufs Unterhaltsamste.
bär
"Was scheren mich die Schafe. Unter Neuseeländern. Eine Verwandlung" von Anke Richter. Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln 2011. 298 Seiten. Broschiert, 14,95 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main