Wollten Sie schon immer mal wissen, wann die Chinesen eigentlich gelb wurden und welche Rolle Konfuzius heutzutage spielt? Oder interessiert es sie mehr, wie sich chinesische Eltern den idealen Schwiegersohn vorstellen, wie junge Chinesinnen schmollen, worüber man beim Smalltalk so redet und wie ein Leben ohne Google, Facebook und Co. funktioniert? Dieses Buch gibt Ihnen 55 Puzzleteile an die Hand, mit denen Sie Ihr Bild von China ergänzen können. Dabei werden Sie entdecken, dass das bevölkerungsreichste Land der Welt manchmal ganz anders ist, als man es sich vorstellt.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.03.2023Sinologie für Anfänger
Martina Bölck, die mehrere Jahre chinesische Germanistik-Studenten unterrichtete, hat ihre interkulturellen Erfahrungen zu fünfundfünfzig Einblicken in die chinesische Seele verdichtet. Locker im Ton, doch stets faktenorientiert, erklärt sie Widersprüche, Höhenflüge und Nachtseiten eines ebenso im Wertewandel wie im Bann der Tradition befindlichen Lands zwischen Konfuzianismus, Sozialismus und Hedonismus. Sie decodiert Klischees wie das alte der Höflichkeit und das neue der Rücksichtslosigkeit als Spiegelbilder der Kultur: So präge der Gegensatz zwischen Innen und Außen, der In-group und der Außenwelt das Verhalten im öffentlichen Raum geradeso wie introvertierte Bauformen, die sich in traditionellen Innenhöfen der Pekinger Altstadt oder "Gated Communities" äußern. Sie erläutert das Netzwerkprinzip der "Guanxi" (Beziehungen) als chinesisches "Sesam-öffne-dich" zwischen Networking und Korruption. Im gelungenen Wechsel zwischen humorvoller Landeskunde und Tiefgang übt Bölck Kritik an Internetzensur oder dem Sozialkredit-System als Big-Data-Projekt der Regierung zur Kontrolle und Optimierung der Bürger. Ihre Sympathie gilt den auf der turbokapitalistischen Überholspur Abgehängten. Darunter etwa die "zurückgelassenen Kinder" der Wanderarbeiter - sechzig Millionen bleiben in der Provinz bei den Großeltern; die unter dem auf konfuzianische Bildungsideale zurückführbaren Prüfungssystem leidenden Jugendlichen; oder die in ihren Tänzen und Trachten zur Folklore verkommenen Minderheiten. Die Chinakritik wird fair relativiert und objektiviert durch Info-Kästchen mit der Rückfrage "Und bei uns?", die aufzeigen, dass Vitamin B oder städtebauliche Sanierungssünden keine rein chinesischen Phänomene sind. sg
"Was Sie dachten, niemals über China wissen zu wollen. 55 süßsaure Einblicke in ein Land mit vielen Menschen" von Martina Bölck. Conbook Verlag, Neuss 2022. 256 Seiten. Gebunden, 9,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Martina Bölck, die mehrere Jahre chinesische Germanistik-Studenten unterrichtete, hat ihre interkulturellen Erfahrungen zu fünfundfünfzig Einblicken in die chinesische Seele verdichtet. Locker im Ton, doch stets faktenorientiert, erklärt sie Widersprüche, Höhenflüge und Nachtseiten eines ebenso im Wertewandel wie im Bann der Tradition befindlichen Lands zwischen Konfuzianismus, Sozialismus und Hedonismus. Sie decodiert Klischees wie das alte der Höflichkeit und das neue der Rücksichtslosigkeit als Spiegelbilder der Kultur: So präge der Gegensatz zwischen Innen und Außen, der In-group und der Außenwelt das Verhalten im öffentlichen Raum geradeso wie introvertierte Bauformen, die sich in traditionellen Innenhöfen der Pekinger Altstadt oder "Gated Communities" äußern. Sie erläutert das Netzwerkprinzip der "Guanxi" (Beziehungen) als chinesisches "Sesam-öffne-dich" zwischen Networking und Korruption. Im gelungenen Wechsel zwischen humorvoller Landeskunde und Tiefgang übt Bölck Kritik an Internetzensur oder dem Sozialkredit-System als Big-Data-Projekt der Regierung zur Kontrolle und Optimierung der Bürger. Ihre Sympathie gilt den auf der turbokapitalistischen Überholspur Abgehängten. Darunter etwa die "zurückgelassenen Kinder" der Wanderarbeiter - sechzig Millionen bleiben in der Provinz bei den Großeltern; die unter dem auf konfuzianische Bildungsideale zurückführbaren Prüfungssystem leidenden Jugendlichen; oder die in ihren Tänzen und Trachten zur Folklore verkommenen Minderheiten. Die Chinakritik wird fair relativiert und objektiviert durch Info-Kästchen mit der Rückfrage "Und bei uns?", die aufzeigen, dass Vitamin B oder städtebauliche Sanierungssünden keine rein chinesischen Phänomene sind. sg
"Was Sie dachten, niemals über China wissen zu wollen. 55 süßsaure Einblicke in ein Land mit vielen Menschen" von Martina Bölck. Conbook Verlag, Neuss 2022. 256 Seiten. Gebunden, 9,95 Euro.
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