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Literaturgeschichte und Literaturkritik, brillant erzählt von einem Kenner und Liebhaber. Volker Hage vermag es, Literaturkritik und literarische Analyse erzählerisch darzustellen. So sind eingängige Texte entstanden, in denen Werke und Autoren lebendig und facettenreich präsentiert werden, ganz gleich, ob es moderne Klassiker oder Zeitgenossen sind. Die Begegnungen mit Schriftstellern zählen zu den journalistischen Höhepunkten seiner Tätigkeit als Redakteur. Immer wieder geht es Hage dabei um die Frage des autobiografischen Hintergrunds, der Mühsal des Schreibens und der Freude am fertigen…mehr

Produktbeschreibung
Literaturgeschichte und Literaturkritik, brillant erzählt von einem Kenner und Liebhaber. Volker Hage vermag es, Literaturkritik und literarische Analyse erzählerisch darzustellen. So sind eingängige Texte entstanden, in denen Werke und Autoren lebendig und facettenreich präsentiert werden, ganz gleich, ob es moderne Klassiker oder Zeitgenossen sind. Die Begegnungen mit Schriftstellern zählen zu den journalistischen Höhepunkten seiner Tätigkeit als Redakteur. Immer wieder geht es Hage dabei um die Frage des autobiografischen Hintergrunds, der Mühsal des Schreibens und der Freude am fertigen Werk, der Krisen, Brüche und des Selbstverständnisses. Auch die Erfahrungen des Redakteurs im Umgang mit Schriftstellern fließen ein. Das macht die Porträts zu einem spannenden Spiegel der Wechselwirkung von Zusammenarbeit, Nähe und Distanz. Die Auswahl der Porträts zeigt die Vorlieben eines intimen Literaturkenners. Mit Texten zu Günther Anders, Jurek Becker, Karen Duve, Richard Ford, André Gide, Christoph Hein, Monika Maron, Friederike Mayröcker und Ernst Jandl, Bodo Kirchhoff, Erich Mühsam, Brigitte Reimann, Bernhard Schlink, Sofija Tolstaja, Leon de Winter sowie Momentaufnahmen von Herta Müller, Daniel Kehlmann, Navid Kermani, Michael Kleeberg, Terézia Mora und Zeruya Shalev.

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Autorenporträt
Volker Hage, geb. 1949 in Hamburg, arbeitete von 1975 an als Literaturredakteur bei der »Frankfurter Allgemeinen«, der »Zeit« und zuletzt beim »Spiegel«. Nach seiner Redaktionstätigkeit hat er zwei Romane publiziert: »Die freie Liebe« (2015) und »Des Lebens fünfter Akt« (2018), eine Romanbiografie über den späten Arthur Schnitzler. Er ist Autor von Monografien und literaturtheoretischen Werken sowie Herausgeber von zahlreichen Anthologien und Auswahlbänden. An deutschen und amerikanischen Universitäten war er als Gastprofessor tätig.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.09.2022

Kein Wort von Hein
Volker Hages Schriftstellerporträts

Leben manifestiere sich in Erfindungen, weshalb das aufs Erfinden abonnierte Schreiben einfach "eine andere Art des Lebens" sei, schreibt, lebendig wie immer, Volker Hage im Nachwort des zweiten Bands seiner "Schriftstellerporträts". Mit dieser Idee im Hinterkopf nähert sich Hage, ehedem Literaturredakteur bei dieser Zeitung, danach bei der "Zeit" und dann viele Jahre beim "Spiegel", maßgeblichen Schriftstellerinnen und Schriftstellern des zwanzigsten Jahrhunderts über den Umweg ihres Lebens, ohne dabei in leeren Biographismus oder gar - trotz manch privater Anekdote - in die Kolportage abzugleiten. Stets nämlich weiß er Bezüge zum Lebenswerk der Autoren herzustellen, das er, beneidenswert belesen, bis in die letzten Winkel zu kennen scheint.

Den meisten der Porträtierten - Sofja Tolstaja ("die Tragödie einer verkannten und sich selbst zeitlebens unterschätzenden Dichterin") oder Erich Mühsam ("Revolutionär und Lyriker", "leidenschaftlicher Liebhaber und früher Feminist") ausgenommen - ist der Autor persönlich begegnet, was der Anschaulichkeit der Miniaturen zugutekommt. Hage aber hat nicht einfach seine über Jahrzehnte publizierten Artikel und Interviews zu einem Band zusammengeschnürt, sondern diese Artikel neu ausgewertet, überprüft und fortgeschrieben. Die eigene Rolle beim Zustandekommen der Gespräche ist dabei mitberücksichtigt. Selbst Verwerfungen wie mit Christoph Hein werden nicht ausgespart. Hein hat Hage 2019 vorgehalten, er hätte bedauert, nichts über eine vermeintliche Stasi-Mitarbeit Heins herausgefunden zu haben; der Kritiker druckt seine irritierte Antwort, einen offenen Brief, hier noch einmal komplett ab: "Eine Antwort habe ich bisher nicht erhalten."

Auch persönliche Freundschaften wie die mit Bodo Kirchhoff verstellen nicht Hages literaturkritisches Urteil; so wird Kirchhoffs Roman "Parlando" als meisterliche Verneigung vor Max Frischs "Stiller" dessen eher schwächeren Romanen wie "Eros und Asche" ("nicht besonders überzeugender Versuch"), "Die Liebe in groben Zügen" ("Gefühle scheinen wie unter der Decke gehalten, und das beschädigt am Ende das groß angelegte Romanprojekt") oder "Bericht zur Lage des Glücks" ("eine gewisse Ermüdung des so produktiven Autors schimmert durch") entgegengesetzt. Sehr amüsant ist der Bericht darüber, wie es dem unbescheidenen Kirchhoff 1982 gelang, im Singapurer Luxushotel Raffles, "das schon Hermann Hesse geliebt hatte", einen Rabatt herauszuhandeln: "So nahm der noch unbekannte Autor eines seiner Bücher unter den Arm und eilte zum Hoteldirektor: 'Hesse und ich haben denselben Verlag.'"

Noch einmal lässt sich hier die produktive Ehe von Friederike Mayröcker und Ernst Jandl anhand ihrer eigenen Aussagen nachvollziehen, konkret und dingfest sozusagen, und ganz nebenbei fallen dabei Sätze ab wie der von Mayröcker: "Das Schreiben von Gedichten hat für mich etwas mit Aquarellzeichnen zu tun, während die Prosa mehr Bildhauerei ist." Noch konkreter: "Es fühlt sich anders an, ich sitze anders." Und man erfährt noch einmal von Jurek Becker selbst, wie es kam, dass er vermutlich ein oder zwei Jahre jünger war als offiziell bekannt: Der Vater hatte ihn im Ghetto von Lódz gegenüber den deutschen Besatzern älter gemacht und sich später nicht mehr an das wirkliche Geburtsdatum erinnert. "Man wählte ein willkürliches Datum." Diese bis ins Mark gehende Ungewissheit findet Hage als Kennzeichen in Jurek Beckers Romanen wieder.

"Was wir euch erzählen" lädt auf diese Weise wie schon der Vorgängerband "Schriftstellerporträts" (2019) zur Relektüre oder zur Entdeckung hervorragender Literaten ein, diesmal mit einem etwas stärker auf die Bundesrepublik und die DDR (Brigitte Reimann, Jurek Becker, Monika Maron, Christoph Hein) gerichteten Fokus als der erste Band, der viel von Weltliteraten wie Marcel Proust, Thomas Mann, Franz Kafka, John Updike oder Joyce Carol Oates handelte. Bis zu den höchst gegenwärtigen Autoren Daniel Kehlmann und Terézia Mora spannt sich der profunde Überblick dieses aller Schwurbelei immer schon abholden Autors, der wärmstens empfohlen sei. OLIVER JUNGEN

Volker Hage: "Was wir euch erzählen". Schriftstellerporträts.

Wallstein Verlag, Göttingen 2022. 324 S., geb., 24,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Oliver Jungen lässt nichts kommen auf Volker Hages Schriftstellerporträts. Hatte sich der Literaturkritiker im ersten Band mit Literaten von Weltrang befasst, konzentriert er seine Aufmerksamkeit nun auf deutsche Autorinnen und Autoren, von Erich Mühsam über Brigitte Reimann, Jurek Becker bis zu Monika Maron und Bodo Kirchhoff. Die Porträts basieren zwar auf Hages über Jahrzehnte publizierte Artikel, seien aber alle überarbeitet und fortgeschrieben worden, versichert Jungen. Und natürlich verbinde Hage gekonnt Leben und Schreiben der Porträtierten, ohne jemals in einen schlichten Biografismus zu verfallen.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Hage macht es seinem Publikum leicht, ihm zu folgen, denn er schreibt Geschichten. Und so ergibt sich (...) am Ende die Erzählung eines literarischen Jahrhunderts.« (Sebastian Hammelehle, Der Spiegel, 21.05.2022) »Volker Hage hält mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg und bleibt doch stets unaufdringlicher Kommentator. Und weil man auf jeder Seite merkt, wie viel Spaß Hage das Lesen macht, macht Hage zu lesen Spaß.« (Dierk Wolters, Gießener Allgemeine, 10.06.2022) »Volker Hage macht Lust auf Lesen, er kann Literaturgeschichte und Literaturkritik mit brillantem Erzählen verbinden. (...) Für Freunde guter Literatur (...) ein rundum gelungenes Lesevergnügen« (Stefan Rammer, Passauer Neue Presse, 06.07.2022) »(Volker Hages) aus langen Jahren an der Buchfront stammenden, teilweise erweiterten und auch speziell für den Band(...) geschriebenen Schriftstellerporträts sind intim, aber nicht vordringlich am Tratsch interessiert.« (Hamburger Abendblatt, 17.05.2022) »Hages Texte lesen sich angenehm, sie liefern Bildung im Wohlfühl-Modus, unterhalten in unprätentiöser und informativer Weise.« (Gerhard Strejcek, Wiener Zeitung, 09./10.07.2022) »(ein) profunde(r) Überblick (...), der wärmstens empfohlen sei.« (Oliver Jungen, FAZ, 28.09.2022) »Wer sich für Literatur interessiert, hat hier einen Schatz zu entdecken.« (Claudia Kleene, Flaschenpost, 2022) »Einmal mehr belegt Voker Hage seine Gründlichkeit, seine Belesenheit (...) und seinen klaren Wohlfühl-Schreibstil.« (Christine Pierach, Passauer Neue Presse, 11.11.2022)…mehr