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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
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Klaas Voß legt offen, wie die Vereinigten Staaten heimlich Söldner anwarben und in Angola, im Kongo und in Nicaragua verdeckt einsetzten.
Von Winfried Heinemann
Das Thema ist hochaktuell, und es eignet sich für alle Arten Betrachtungen, sicherheitspolitisch bis hin zu moralisierend. Klaas Voß hat drei Fälle untersucht, in denen die Vereinigten Staaten während des Kalten Krieges Söldner eingesetzt haben. Nicht, dass man sie "Söldner" genannt hätte - nein, die gängigen Termini waren "ausländische Militärexperten", "Militärtechniker" oder "spezielle Freiwillige". Voß stellt seinen empirischen Untersuchungen eine begriffliche Abgrenzung voran, und danach waren alle drei geschilderten Fälle "Söldner", die auf verschiedenen Kanälen, letztlich aus Mitteln der Regierung in Washington finanziert wurden.
Der erste Fall betrifft die Stabilisierung der prowestlichen Regierung des ehemals belgischen Kongo, für die Washington erstmals auf verdeckt angeworbene ausländische Soldaten zurückgriff. Einerseits konnte die Regierung Johnson nichts weniger gebrauchen als ein "zweites Vietnam", also die ausweglose Verstrickung von amerikanischen Streitkräften in einen Konflikt in der "Dritten Welt". Andererseits sah man sich im Zugzwang, die wertvollen Ressourcen des Kongo (vor allem Uran) nicht den Sowjets in die Hände fallen zu lassen und zugleich auch den anderen afrikanischen Regimes westliche Handlungsfähigkeit zu demonstrieren. Söldner boten hier die Möglichkeit, das eine mit dem anderen zu verbinden: Es durften keine Amerikaner angeworben werden, um die "glaubwürdige Dementierbarkeit" nicht zu gefährden, aber die Regierung Mobutu wusste natürlich genau, wem sie die Unterstützung ihres Vorkämpfers Tshombé verdankte.
Voss zeigt aber auch die Probleme auf: Woher sollten die Söldner denn kommen? Die frühere Kolonialmacht Belgien würde keine Anwerbung in ihrem Land dulden, das hatte Außenminister Paul-Henri Spaak klar angekündigt. Auch andere europäische Mächte waren nicht gewillt, Anwerbung auf ihrem Gebiet zuzulassen. So boten sich vor allem Söldner aus Südafrika an, aber genau die wollten die Vereinigten Staaten eigentlich nicht in den Reihen der mit Dollars besoldeten Truppen sehen: Gegen Südafrika hatten die Vereinten Nationen Sanktionen beschlossen, und den Einsatz von weißen Südafrikanern konnte Moskau nur zu leicht zu einem Propaganda-Coup gegen die amerikanische Politik nutzen.
Immerhin gelangen den Söldnern mehrere militärische Erfolge: sie konnten eine große Zahl westliche Geiseln befreien und zuletzt die kongolesischen Regierungstruppen stabilisieren - allerdings kam es schon im Jahr darauf zu einem Söldneraufstand, der die Risiken offenlegte, die diesem Instrument seit den Tagen der Condottieri innewohnen: nur zu leicht kehrt es sich gegen den, der es ursprünglich geschaffen hat.
Das zweite Fallbeispiel ist der Kampf zweier prowestlicher Unabhängigkeitsbewegungen in Angola (UNITA und FNLA) gegen die von Moskau und Peking unterstützte MPLA. Auch hier spielte Südafrika wieder eine komplizierte Rolle: Einerseits war Prätoria bereit, der kommunistischen MPLA etwas entgegen zu setzen - schon, um das eigene Apartheidregime gegen Unruhe von außen abzusichern. Andererseits war genau dieses Apartheidregime inzwischen bei den übrigen afrikanischen Regierungen und bei UNITA wie FNLA so verhasst, dass südafrikanische Söldner ausschieden, und ebenso "Freiwillige" aus Rhodesien. Letztlich erwies sich hier der Einsatz von Söldnern nicht als erfolgreich: zu wenige, zu spät, an zu vielen verschiedenen Fronten eingesetzt - vor allem aber waren die wenigen den professionellen kubanischen Soldaten nicht gewachsen, die in Afrika den Sozialismus stützen sollten.
Ähnlich stellte sich die Lage im dritten Fallbeispiel dar, dem Einsatz von Söldnern in Nicaragua, als Teil der berühmten Iran-Contra-Affäre unter Präsident Reagan. Wieder einmal ging es darum, ein Ausgreifen des kubanischen Feindes auf ein als wichtig angesehenes Dritte-Welt-Land zu verhindern und dabei zugleich keine amerikanischen Truppen zum Einsatz zu bringen. Neben den von der CIA angeheuerten Söldnern waren es in Nicaragua auch Exilkubaner und schlichte Abenteurernaturen, die sich auf den Untergrundkampf gegen die Sandinisten einließen. Voß zeigt auf, wie schnell Söldner der politischen Kontrolle entgleiten, sobald sie nicht mehr von der Besoldung durch einen klar definierten Kriegsherrn abhängen. Oliver North, Admiral John Poindexter, General Alexander Haig als Außenminister - sie alle waren in der einen oder anderen Weise daran beteiligt, zugleich amerikanische Interessen zu vertreten und den Präsidenten vor Skandalen zu schützen.
Voß stützt sich, so weit eben möglich, nicht auf sensationslüsterne Presseartikel und nur im Ausnahmefall auf die apologetischen Memoiren der überlebenden Beteiligten. Seine wesentliche Quelle sind, bei allen Einschränkungen für seine dritte Fallstudie, die inzwischen freigegebenen amerikanischen Akten selbst: die des Weißen Hauses, des State Department und die der CIA. Aus ihnen arbeitet er minutiös heraus, welche innen- wie außenpolitischen Probleme der Einsatz von Söldnern für die jeweiligen amerikanischen Regierungen schuf. In allen drei Fallbeispielen fiel die Entscheidung zum Anheuern bezahlter Ausländer keineswegs leichtfertig, sondern nach einem langwierigen Abstimmungsprozess innerhalb der Regierung - und dann noch einmal zwischen Regierung und dem Kongress. Minutiös belegt Voß seine Thesen, und wo die Quellenbasis nicht ausreicht (etwa, weil einige Akten noch immer nicht heruntergestuft worden sind), da bleibt er vorsichtig im Urteil. Herausgekommen ist dabei ein Buch, das die Politik Washingtons schonungslos offenlegt und sich doch nicht für plumpen Antiamerikanismus eignet - und ein Buch, das sich in weiten Passagen so spannend liest wie ein Roman.
Klaas Voß: Washingtons Söldner. Verdeckte US-Interventionen im Kalten Krieg und ihre Folgen.
Hamburger Edition, Hamburg 2014. 590 S., geb., 38.- [Euro].
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