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Die österreichische Autorin Bianca Kos porträtiert die kroatische Hafenstadt Rijeka als "Paradebeispiel für Aufbau, Abbau, Umbau, Überbau" im Spiegel historischer Prägungen, Vereinnahmungen und Ideologien. In zahlreichen Kaffeehausgesprächen mit Einheimischen und Lektüren der Vermischtes-Rubriken der Zeitungen verschränkt sie geschickt Mikrogeschichte und große Politik und schildert anschließend die Sonnenseiten und Problemfelder Kroatiens, etwa Dolce Vita, Vetternwirtschaft, Müllentsorgung, Patriotismus, Jugoslawien-Nostalgie, Visionen der Smart City und chinesische Investitionen. Immer wieder sichtet Kos auf ihren Stadtwanderungen dem Sanierungswahn zum Trotz "Wrackteile" des untergegangenen Jugoslawiens, die wie Heldendenkmäler oder Straßennamen zusehends der "Cancel Culture" zum Opfer fallen. Mit satirischem Eifer, aber von historischem Wissen getränkt, porträtiert Kos auch das dunkle Kroatien wie die wieder auflebende Ustascha-Flagge, verfolgt politische Grabenkämpfe, Provinzgezänk und Staatsaffären. Sie spürt Rijekas "Lost Places" auf, wie Torpedo-Abschussrampen, Industrieruinen oder eine Bar in einem Militärtunnel als Schichten der Geschichte und Relikte rivalisierender Weltanschauungen. So gedeiht im Rhythmus der Spaziergänge und Zeitungslektüren ein Kaleidoskop der Epochen, von der monarchischen der k.u.k.-Zeit über die faschistische und die kommunistisch-föderative bis zur unabhängig-kapitalistischen. sg
"Wasserstaub. Erkundungen" von
Bianca Kos. Otto Müller Verlag, Salzburg 2022.
150 Seiten. Gebunden, 22 Euro.
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