In diesem Erzählband schildern Schriftstellerinnen, die alle zwischen1937 und 1970 geboren sind, ihre Sicht auf das Älterwerden. Das Anliegen dieses Buches finde ich hervorragend. Gestandene Frauen berichten über sich und den Strom der Zeit, der letztendlich in Reife mündet. Es sind Blicke mit
Abstand und Anstand auf das Leben.
Das Vorwort stimmt schon gut auf die Thematik ein. Da geht es um…mehrIn diesem Erzählband schildern Schriftstellerinnen, die alle zwischen1937 und 1970 geboren sind, ihre Sicht auf das Älterwerden. Das Anliegen dieses Buches finde ich hervorragend. Gestandene Frauen berichten über sich und den Strom der Zeit, der letztendlich in Reife mündet. Es sind Blicke mit Abstand und Anstand auf das Leben.
Das Vorwort stimmt schon gut auf die Thematik ein. Da geht es um Stewardessen, die früher unbedingt jung (und schön) sein mussten und eine gewisse Altersgrenze nicht überschreiten durften. Eine Bedingung, die so nicht mehr besteht. Das Cover ist sehr ansprechend, der Titel des Buches ist weise gewählt, er hat ja irgendwie viele Bedeutungen.
Und so ist es dann auch. Da gibt es die Betrachtung der menschlichen Räder Etappen: „Dreirad, Rollschuhe, Fahrrad. Kinderwagen, Auto, Rollkoffer. Hackenporsche, Rollator, Rollstuhl. Essen auf Rädern. Und über die glattglänzenden Flure der Palliativmedizin rollt, von jungen dunkelhäutigen Männern geschoben, das Intensivpflegebett.“ Es wird der Blick der Öffentlichkeit auf alternde Frauen kritisiert „Wer will die Alte denn noch sehen?“. Sehr aufmerksam werden der Wandel im Frauenbild und der diesbezügliche Unterschied zwischen Ost und West beschrieben.
Es geht um Bulimie und falschen Schlankheitswahn, um Selbstständigkeit, die Zerreißprobe zwischen Beruf und Kind und die Aufgabe der Selbstverwirklichung zugunsten der Kinderbetreuung und -erziehung, die Trennung vom Partner und wie sich nach dem Weggang der Kinder neue Möglichkeiten für die Frau ergeben. Ein Klassentreffen bietet schöne Betrachtungen über Vergleiche, Bewertungen, Schlussfolgerungen. Vom Feinsten. Und so geht es bunt gemixt weiter.
Da wird die Garderobe, der Wandel der Bekleidung von Minirock und Stretchkleid hin zu weiten Kleidern und hochgeschlossenen Blusen beschrieben. Späte Mutterschaft, der Mann, der sich eine Jüngere sucht und der Versuch, das Älterwerden zu ergründen, werden thematisiert. Es geht um gewachsene Lebenserfahrung, um einen inzwischen „wunscherfahrenen Körper“. Um die Fähigkeit, mit den Jahren „besser zu erkennen als früher, was mir wann guttut. Wie es das tut. Und was ich probieren will.“ Selbstermächtigung, „Altersfreiheit. Altersgewinn“ heißen da die Schlüsselwörter.
Es geht um Frauen und ihren Zugang zur Bildung. Wir lesen die gefühlvolle Erzählung, wie eine früh an einer schweren Krankheit leidende Frau gepflegt wird. Es geht um das Leben in der Menopause und immer wieder über Gedanken und Empfindungen beim Älterwerden.
Mir haben diese verschiedenen Blickwinkel auf das Leben der Autorinnen, auf das Leben der Mütter und Großmütter und auf die Gesellschaft sehr gefallen. Natürlich gibt es auch Erzählungen, die mich nicht so erreicht haben.
Aber die doch positive Grundaussage, dass das Älterwerden kein Fluch sein muss, sondern dass es an uns liegt, diesen Prozess im Rahmen unserer Möglichkeiten nach unseren Vorstellungen zu gestalten, hat mich ermutigt und ich kann sie aus meiner Sicht nur bekräftigen.
Ich habe die Geschichten und Betrachtungen in diesem Erzählband sehr genossen. Ich empfehle das Buch den an diesem Thema Interessierten sehr gern.