Sind Redewendungen veraltet und nicht mehr im Gebrauch? Im Gegenteil: man benutzt sie unbewusst immerzu und viel öfters als man denkt. Doch was passiert, wenn diese gängigen Metaphern frech kombiniert werden? Der Wortschatz gerät durcheinander, der Sinn kommt ins Wanken, Staunen und Schmunzeln stellen sich ein. Joanna Lisiak lässt mit den "Wederendungen" herkömmliche Welten aufeinanderprallen und überrascht mit ungebrauchten Bildern, schafft Kürzestgeschichten auf manchmal nur zwei Zeilen. Sie verwirrt den Leser mit vermeintlichen Deja-Vu's oder bringt ihn zum Grübeln. Ob in Form von kleinen Seitenhieben (erste geige spielen / auf die schiefe ebene geraten), ob in surrealen Ausprägungen (der edle / tropfen brannte / unter den nägeln), ob in entzückenden Bildern (der knoten platzt / klein / aber oho), Lisiak arbeitet assoziativ frei, wagt manchmal grosse Sprünge (den lauf der dinge / zwischen den zeilen / lesen). Gelegentlich lässt sie lediglich kleine Verschiebungen einer scheinbar selben Familie entstehen. Die Texte vermögen neuartige Sinnsprüche darzustellen (der grossen mehrheit / 1 / aufs dach geben) oder verstören charmant (etwas ist im busch / vom rechten weg abgekommen). Anrührendes kann hier tiefsinnige Charakterzüge tragen (dem grünschnabel / eine harte nuss / zu knacken geben), verstaubt oder abgedroschen geglaubte Floskeln werden zum Leben erweckt (von kopf bis fuss / zappeln lassen).
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