Im Norden Kanadas wächst das Mädchen Daã in grenzenloser Freiheit auf. Die 24 Nonnen des Konvents, in dem es geboren wurde, sind einst vor Elend und Missbrauch geflohen und schätzen nichts mehr als Eigenständigkeit. Daã darf sich voll entfalten, streunt täglich durch die Taiga, lernt die Sprache der Natur und entwickelt sich zu einer unabhängigen und selbstgenügsamen jungen Frau. Als ein Geistlicher ihre Vormundschaft übernehmen soll, bricht sie auf, um als Nomadin jahrelang allein durch die Wildnis zu ziehen - bis sie dem jungen Arzt Laure verletzt vor die Füße fällt. Laure, aufgewachsen zwischen Armut und Hunger in den Hütten der Kohle Co. und als Albino ein ewiger Außenseiter, pflegt die fremde Waldfrau. Trotz aller Gegensätze beginnen sie eine Beziehung, in der Daã sich ihre Identität bewahren kann. Selbst als sie ins Dorf ziehen, wo Laure eine Praxis übernimmt, und gemeinsame Kinder bekommen, verlangt er von ihr nicht, sich an die herrschenden Rollenbilder anzupassen. Bald wird Daã von den dortigen Frauen als Vertraute und Helferin geschätzt. Doch zu erfahren, welche Gewalt die Zivilisation Menschen antut, löst Wut in ihr aus. Ihren Kindern wünscht sie ein ungebundenes, wildes und selbstbestimmtes Leben, fern vom Unglück gesellschaftlicher Anpassung. Und so trifft sie eine Entscheidung, die schwerwiegende Folgen hat. Handlungsstark und voll schöpferischer Fantasie erzählt die Autorin vom Fremdsein und Lieben, von gesellschaftlicher Unerbittlichkeit und von den vielen Gesichtern Ina Makas, der Natur. »Weißes Harz« ist eine Mischung aus realistischem Märchen, romantischem Drama und feministischer Fabel. Audrée Wilhelmy entfaltet eine wilde Poesie von seltener Vorstellungskraft.
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»In 'Weißes Harz' gelingt der Autorin das Kunststück, uns von uns selbst zu erzählen und sich zugleich, durch ihre Vorstellungskraft, von der Gegenwart und dem realen Raum zu emanzipieren. Wie die Orte, die sie geschaffen hat, ist auch ihr literarisches Territorium groß und verblüfft uns immer wieder.« Lettres québécoises, 2019 »Genau darum sagt man auch, dass Audrée Wilhelmy eine Hexe ist: Sie spielt mit Erwartungshorizonten, sie vergnügt sich im Wortfeld und legt dabei ein kriegerisches und wunderschönes Werk vor, das uns in Brand versetzt - trotz seiner Kälte.« Voir, 2019 Audrée Wilhelmy ist eine Meisterin des Nature Writings. In ihrem eindrucksvollen, wild-poetischen Roman zeigt sie die Extreme von Natur und Mensch. Buchjournal