Essay aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Ethnologie / Volkskunde, Note: 1,7, Universität Hamburg (Institut für Ethnologie), Veranstaltung: Fachgeschichte der Ethnologie, Sprache: Deutsch, Abstract: Dieser Kurzessay untersucht die Auswirkungen des Evolutionismus auf die heute Ethnologie. Rührt das anfängliche positive Bild dieser Wissenschaft daher, dass diese frühen Konzepte gänzlich überholt und abgelegt wurden und auch nicht mehr mit der Ethnologie in Verbindung gebracht werden? Oder finden sich doch noch Teilaspekte des Evolutionismus in ihr die aber vielleicht gar nicht so „evolutionistisch“ anmuten und als positiv zu bewerten sind? Bei der Lektüre eines Ausschnittes des Werks „Ancient Society“ von Lewis Henry Morgan im Rahmen des Seminars „Fachgeschichte der Ethnologie“ drängten sich der Autorin unweigerlich einige Fragen und Gedanken auf. Zunächst einmal war diverse Aussagen des Autors schockierend, die man nach heutigem Ermessen durchaus als rassistisch bezeichnen könnte: Reflexionen über die unterschiedlichen Gehirngrößen von weiter oder weniger weit entwickelten „Indianern“ hätten so teilweise auch in das „Rassenlehre“-Konzept der Nationalsozialisten oder ähnliches Gedankengut gepasst. Allein Morgans Gesamtkonzept der Einteilung der Menschheit in verschiedene „Entwicklungsstufen“ empfand die Autorin als schwer vereinbar mit ihrem bisherigen Bild der Ethnologie als eine „tolerante“ Wissenschaft, die sich vorurteilsfrei den von ihr untersuchten Kulturen nährt und keine Kultur, schon gar nicht die eigene, über eine andere stellt. Umso erstaunlicher war es, dass eine derartige Denkrichtung, deren Vertreter sich in ihren Texten so offensichtlich als den meisten Kulturen überlegen präsentieren, an den Anfängen der Ethnologie steht und quasi eines der „ursprünglichsten“ ethnologischen Konzepte darstellt.