In seinem neuen Band "Weltmüller" schildert Frank Fischer spektakuläre Ereignisse des deutschen und europäischen Kulturlebens: In Hamburg wird das Deutsche Schauspielhaus nach der Premiere von "Warten auf Godot" durch aufgebrachte Zuschauer verheert. Der Augustusplatz in Leipzig wird von einem bis heute unbekannten Künstler in rätselhafter Weise vollständig umgestaltet. Und aus der Dresdner Gemäldegalerie verschwindet ein Madonnenbild und taucht unter mysteriösen Umständen in Parma wieder auf. Immer geht es dabei um den unheimlichen Zusammenhang zwischen Kultur und Verbrechen, zwischen Größenwahn und Zerstörung.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.06.2012Goldbuch
Ein Buch wie Gold - nicht nur des goldenen Umschlags wegen, der eine in wenige weiße Pixel zerlegte Weltkarte zeigt, die wie eine Sternenkonstellation aussieht. Nein, Gold vor allem deshalb, weil Frank Fischer hier eine kostbare Erzählfiktion aufbaut, die pikanterweise bereits auf der Rückseite des Buchs einsetzt: "Das einzige Überbleibsel", heißt es da über den angeblich verschollenen Autor, "waren ein paar ausgerissene Magazinseiten, die auf dem Tisch festgenagelt waren, seine drei preisgekrönten Reportagen." Diese drei Artikel bilden den Inhalt des Erzählungsbands "Weltmüller". Sie beschäftigen sich mit dem Verhältnis des Lebens zur Kunst. Die Titelgeschichte stellt den Schauspieler Johannes Weltmüller vor, der am Hamburger Deutschen Theater mit Aplomb die Rolle von Godot annimmt, dann aber durch sein Nichterscheinen das Publikum erzürnt. Eine weitere fiktive Reportage gilt einer Leipziger Kunstinstallation, deren Schöpfer ebenso wenig ermittelt werden kann wie die Absicht des Werks. Und dann erzählt Fischer vom ominösen Verschwinden eines Parmigianino-Gemäldes aus der Galerie Alter Meister in Dresden, das ein Kurator in Parma, der Heimatstadt des Renaissancemalers, aufspürt. Die Episoden münden ins Offene; kein Rätsel wird gelöst, aber alle fassen die Faszination für Kunst in ein selbst kunstvolles Schreiben, das sich zwischen Prosa und Pseudoreportage bewegt. Fischer, Jahrgang 1977, ist bekannt geworden als Kopf hinter dem Leipziger Netzforum "Der Umblätterer". Diese Eigenbestimmung ist auch in "Weltmüller" Programm, und die resultierende Mischung aus Kulturkritik und Unsinn ist inspirierend: immer gespenstisch, bisweilen begeisternd. (Frank Fischer: "Weltmüller". SuKuLTuR Verlag Berlin 2012. 121 S., br., 14,- [Euro].) apl
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein Buch wie Gold - nicht nur des goldenen Umschlags wegen, der eine in wenige weiße Pixel zerlegte Weltkarte zeigt, die wie eine Sternenkonstellation aussieht. Nein, Gold vor allem deshalb, weil Frank Fischer hier eine kostbare Erzählfiktion aufbaut, die pikanterweise bereits auf der Rückseite des Buchs einsetzt: "Das einzige Überbleibsel", heißt es da über den angeblich verschollenen Autor, "waren ein paar ausgerissene Magazinseiten, die auf dem Tisch festgenagelt waren, seine drei preisgekrönten Reportagen." Diese drei Artikel bilden den Inhalt des Erzählungsbands "Weltmüller". Sie beschäftigen sich mit dem Verhältnis des Lebens zur Kunst. Die Titelgeschichte stellt den Schauspieler Johannes Weltmüller vor, der am Hamburger Deutschen Theater mit Aplomb die Rolle von Godot annimmt, dann aber durch sein Nichterscheinen das Publikum erzürnt. Eine weitere fiktive Reportage gilt einer Leipziger Kunstinstallation, deren Schöpfer ebenso wenig ermittelt werden kann wie die Absicht des Werks. Und dann erzählt Fischer vom ominösen Verschwinden eines Parmigianino-Gemäldes aus der Galerie Alter Meister in Dresden, das ein Kurator in Parma, der Heimatstadt des Renaissancemalers, aufspürt. Die Episoden münden ins Offene; kein Rätsel wird gelöst, aber alle fassen die Faszination für Kunst in ein selbst kunstvolles Schreiben, das sich zwischen Prosa und Pseudoreportage bewegt. Fischer, Jahrgang 1977, ist bekannt geworden als Kopf hinter dem Leipziger Netzforum "Der Umblätterer". Diese Eigenbestimmung ist auch in "Weltmüller" Programm, und die resultierende Mischung aus Kulturkritik und Unsinn ist inspirierend: immer gespenstisch, bisweilen begeisternd. (Frank Fischer: "Weltmüller". SuKuLTuR Verlag Berlin 2012. 121 S., br., 14,- [Euro].) apl
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