„Die Hoffnung ist es, die die Liebe nährt.“ (Ovid)
1947 Regensburg. Nora kommt aus einem behüteten, katholischen Apothekerhaushalt und darf die letzte Nacht des Jahres auf Einladung ihrer Freundin auf einer deutsch-amerikanischen Silvesterfeier verbringen. Dort ist die junge Frau nicht nur
überwältig von den aufgetischten Speisen, die so kurz nach dem Krieg für sie etwas Besonderes sind, sondern…mehr„Die Hoffnung ist es, die die Liebe nährt.“ (Ovid)
1947 Regensburg. Nora kommt aus einem behüteten, katholischen Apothekerhaushalt und darf die letzte Nacht des Jahres auf Einladung ihrer Freundin auf einer deutsch-amerikanischen Silvesterfeier verbringen. Dort ist die junge Frau nicht nur überwältig von den aufgetischten Speisen, die so kurz nach dem Krieg für sie etwas Besonderes sind, sondern findet an dem Abend auch ihr persönliches Glück in dem amerikanischen Soldaten William Bowman, von dem sie bald ein Kind erwartet. Als William die Abkommandierung nach Amerika erhält, bleibt die schwangere Nora allein zurück und muss sich dem Zorn ihres Vaters stellen, der sie am liebsten sofort an einen anderen verschachern möchte, um seine Apotheke zu retten. Doch Nora macht da nicht mit, hofft sie doch immer noch, dass William sein Versprechen einlöst und bald zu ihr zurückkehrt. Sie flüchtet mit ihrem kleinen Sohn Will kurzerhand nach München, wo sie über eine Zufallsbegegnung in das Haus der Familie von Wolf und Helene Wagner kommt…
Lilli Beck hat mit „Wenn die Hoffnung erwacht“ einen emotionsgeladenen fesselnden historischen Roman vorgelegt, der nicht nur die Nachkriegszeit wie auf Knopfdruck im Kopf des Lesers lebendig werden lässt, sondern auch mit einer Geschichte aufwartet, die den Leser während der Lektüre durch eine wahre Achterbahn der Gefühle jagt. Der flüssige, bildgewaltige und berührende Erzählstil lässt den Leser schnell an Noras Seite sinken, wo er an ihren Fersen klebt und eine bittersüße Geschichte miterleben darf. Becks Schilderungen der Nachkriegszeit sind so plastisch, dass der Leser ein wahres Kopfkino erlebt beim Beschreiten der mit Trümmern gesäten und von Ausgebombten Häuser gesäumten Münchener Straßen. Während ihrer packenden Geschichte weiß die Autorin sowohl Resignation als auch Hoffnungsschimmer auf gekonnte Weise miteinander zu verbinden. Drei unterschiedliche Perspektiven geben dem Leser konstant einen guten Rundumblick, wobei nicht nur der Spannungslevel immer mehr gesteigert wird, sondern er gedanklich immer wieder Szenen durchspielt und für diverse Probleme auf Lösungsmöglichkeiten spekuliert. Der Leser folgt mal Nora, mal dem Verleger Wolf Wagner und dann Wagners Neffe, dem Fotografen Luis Doll, die alle Einfluss auf Noras Geschichte haben. Informativ eingebunden ist die Entstehung einer neuen Zeitschrift und gibt dem Leser einen kurzen Einblick in die Verlagswelt. Die gesellschaftlichen Regeln und Normen sind von der Autorin ebenso gut mit ihrer Geschichte verwebt und spiegeln das damalige Leben sehr realitätsnah wieder, wo es Frauen und vor allem ledige Müttern in einer männerdominierten Welt nicht leicht gemacht wurde.
Auch bei ihren Charakteren beweist Beck ein glückliches Händchen, denn sie sprühen voller Leben, wirken in ihrem Handeln und Tun sehr authentisch und glaubwürdig, so dass der Leser sich nur zu gern in ihrer Mitte wiederfindet und sie begleitet. Nora ist eine junge und lebenslustige Frau, die sich nicht unterkriegen lässt und deren Kampfgeist spürbar ist. Mutig geht sie ihren Weg, wobei sie auch viel Glück mit den Menschen hat, die ihren Weg säumen. Ihr Vater ist ein Patriarch, der nur an sich und sein Umfeld denkt. Wolf und Helene Wagner haben einige Schicksalsschläge zu verkraften, doch haben sie sich ihr warmherziges und fürsorgliches Wesen bewahrt. Luis ist ein herzensguter Kerl, der alles für Nora tun würde. Aber auch Celia, Marlene, William und vor allem Gollnik tragen zum Spannungslevel in dieser Geschichte bei.
„Wenn die Hoffnung erwacht“ ist durch und durch eine Geschichte mit Suchtpotential, ein fesselnder Pageturner, angefüllt mit Spannung, historischen Details, Liebe, tragischen Familienschicksalen, Notlügen und vor allem ganz viel Hoffnung, den man nicht aus der Hand legen kann. Wer großes Kopfkino sucht, ist hier genau richtig. Absolute Leseempfehlung – besser geht es nicht! Chapeau!!!