Christina Mundlos beschäftigt sich in ihrem Buch "Wenn Muttersein nicht glücklich macht" mit einem Tabuthema: Mütter, die ihre Mutterschaft bereuen.
Neben den Interviews mit betroffenen Müttern, die im Buch anonymisiert veröffenlicht sind, stellt die Autorin verschiedene Gründe dar, die dazu
führen, dass Mütter ihre Mutterschaft bereuen oder Frauen aus freiwilligem Entschluss die…mehrChristina Mundlos beschäftigt sich in ihrem Buch "Wenn Muttersein nicht glücklich macht" mit einem Tabuthema: Mütter, die ihre Mutterschaft bereuen.
Neben den Interviews mit betroffenen Müttern, die im Buch anonymisiert veröffenlicht sind, stellt die Autorin verschiedene Gründe dar, die dazu führen, dass Mütter ihre Mutterschaft bereuen oder Frauen aus freiwilligem Entschluss die Kinderlosigkeit wählen. Anfangs widmet sie sich allgemein dem Phänomen "Regretting Motherhood", das die israelische Soziologin Orna Donath mit ihrer Studie 2015 in das Licht der Öffentlichkeit gebracht hat.
Thematisiert werden in Mundlos' Buch der Wandel der Mutterrolle in der Gesellschaft, der gesellschaftliche Druck auf Kinderlose sowie die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedingungen, denen Mütter, aber auch Väter gegenwärtig ausgesetzt sind. Auch wenn die Interviews mit den Müttern nicht repräsentativ sind, geben sie doch einen guten Einblick in das Gefühlsleben solcher Mütter, die ihre Mutterschaft bereuen und dennoch ihre Kinder lieben. Die Autorin setzt sich sachlich mit dem Thema auseinander und versucht deutlich zu machen, dass Mütter, die ihre Mutterschaft bereuen, keine schlechten Mütter oder psychisch krank sind. Vielmehr empfiehlt sie, diesen Müttern ohne Vorurteile zu begegnen.
Als Mutter, die ihre Mutterschaft bereut, fühlt man sich in diesem Buch verstanden. Den andauernden Schuldgefühlen, die die Ambivalenz mit sich bringt, wird entgegengesetzt, dass man als Mutter heutzutage ohnehin kaum noch den Ansprüchen und Anforderungen genügen kann. Die Mutterschaft wird entglorifiziert, ohne jedoch diejenigen zu verurteilen, die tatsächlich in der Mutterrolle ihre Erfüllung finden. Muttersein KANN glücklich machen, MUSS aber nicht - und auch diesen Müttern wird durch dieses Buch eine Stimme gegeben.
Das Buch ist insgesamt sachlich geschrieben und logisch gegliedert. Wie der Anhang beweist, nimmt Christina Mundlos Bezug auf diverse Veröffentlichungen zu diesem Thema. Was mich etwas störte, war die Zusammenfassung der Interviews, weil dort noch einmal vieles wiederholt und zitiert wurde, was man gerade zuvor gelesen hatte.
Dennoch würde ich das Buch auf jeden Fall weiterempfehlen. Nicht nur Müttern, die ihre Mutterschaft bereuen, sondern auch denen, die sich mit der Frage auseinandersetzen, ob sie Kinder bekommen möchten oder nicht.