Der Held des Romans, der Ornithologe Lewadski, steht im Mittelpunkt. Er ist sterbenskrank und gönnt sich einen glanzvollen Abgang im Hotel "Imperial" in Wien. Dort trifft er zufällig einen nicht ganz so Alten, mit dem er ein Konzert im Musikverein besucht. Das Buch besticht durch die Reflexionen
Lewandskis, die retrospektive Erzähllweise, aber auch durch die phantastischen-phantasievollen…mehrDer Held des Romans, der Ornithologe Lewadski, steht im Mittelpunkt. Er ist sterbenskrank und gönnt sich einen glanzvollen Abgang im Hotel "Imperial" in Wien. Dort trifft er zufällig einen nicht ganz so Alten, mit dem er ein Konzert im Musikverein besucht. Das Buch besticht durch die Reflexionen Lewandskis, die retrospektive Erzähllweise, aber auch durch die phantastischen-phantasievollen Durchbrechungsschübe aus der Realität heraus, die dann aber wieder auf realistischen Boden zurücktransformiert werden. Auch wenn die Erzählerin behauptet, sie sei nicht von Bulgakow inspiriert worden, jedenfalls nicht bewusst - so beim Erlanger Poetenfest im August 12 - ,so kommen dem Leser doch literarisch-produktive Einflüsse von "Master i Margarita" in den Sinn. Allerdings kommt der Teufel nur am Rande vor. Das Buch ist eine Homage an die Freude. Deshalb wird immer wieder der Schlusschor von Beethovens neunter Sinfonie zitiert. Auch das Coctail-Kapitel - ziemlich am Schluss - lässt Freude, Genuss und Sinnlichkeit in Einem aufscheinen. Dass Lewadski am Ende stirbt und sich an seine Mutter Martha erinnert, bringt den Leser auch in eine andere Welt. Diese andere Welt erfüllt die Versprechen der irdischen Welt, die ja doch nur ein Vorspiel, eine Summe unerfüllter Versprechen sei. An dieser Stelle hat das Buch ein altes barockes Thema - Memento Mori - aufgenommen. So schließt sich der Kreis zwischen Vormoderne und Neo-Neoromantik. Nach der Meinung Lewadskis und doch auch der Autorin muss die rationalistische Aufklärung überwunden werden. Die Autorin meinte in Erlangen, dass da eine Schraube zu wenig angezogen worden sei im 18. Jahrhundert. Sie hat zweifellos recht, dass die Aufklärung sehr trocken sein kann und dass sie vor allem droht in einTerrorsystem des Geplanten umzukippen. Ob wir freilich in einer neuen Neoromantik angekommen sind, wage ich zu bezweifeln. Vielleicht wäre es aber wünschenswert. Ich gratuliere Marjana Gaponenko zu ihrem Werk, das die deutsche Sprache im Kontext von Ornithologie, Coctailkunde und Lebensphilosophie auf eine neue Stufe hebt.
Dr. Ralph P. Crimmann