Auf das ungleiche oberfränkische Ermittlerduo Alfred und Dominique war ich durch eine unterhaltsame Kurzgeschichte aufmerksam geworden, die quasi eine Vorgeschichte zum vorliegenden ersten Roman mit den beiden darstellt. Neugierig und mit durchaus großen Erwartungen machte ich mich also an die
Lektüre - und wurde keineswegs enttäuscht, im Gegenteil.
Nicole Eick hat hier ein literarisches…mehrAuf das ungleiche oberfränkische Ermittlerduo Alfred und Dominique war ich durch eine unterhaltsame Kurzgeschichte aufmerksam geworden, die quasi eine Vorgeschichte zum vorliegenden ersten Roman mit den beiden darstellt. Neugierig und mit durchaus großen Erwartungen machte ich mich also an die Lektüre - und wurde keineswegs enttäuscht, im Gegenteil.
Nicole Eick hat hier ein literarisches Sahneschnittchen für Liebhaber guter deutscher Regionalkrimis fabriziert. Und nicht nur für diese, denn "Wer kennt diese Frau?" ist weit mehr als ein gelungener Kriminalroman.
Dies liegt nicht nur an den bis in die kleinsten Nebenfiguren äußerst glaubhaften Charakteren, dem spannenden Plot mit zahlreichen überraschenden Wendungen sowie ab und an einer Prise Lokalkolorit. Nein, das alles ist letztendlich schriftstellerisches Handwerk, das Eick zwar aus dem Effeff beherrscht, doch das tun zahlreiche andere Autor*innen ebenso. Was diesen Kriminalroman vor allem auszeichnet, ist, dass sich Eick damit an ein großes gesellschaftliches Tabu wagt. Sie thematisiert etwas, das jahrzehntelang extrem schambehaftet war, und auch heute noch stoßen Betroffene oft auf Unwissen und Ausgrenzung statt Verständnis und Akzeptanz zu erfahren. Ob ein Krimi dies zu ändern vermag? Ich weiß es nicht, aber einen Versuch ist es allemal wert.
Die Autorin hat keinerlei Berührungsängste, ihre Sprache ist direkt und unverkrampft, und dennoch beweist sie großes Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl. Ihr gelingt ein tiefer Blick ins Innere einer traumatisierten Person, ohne dabei voyeuristisch zu werden.
Auch die Gestaltung der stabilen Klappenbroschur gefällt mir: kleine Vignetten, die den Protagonisten zugeordnet sind, leiten jeweils einen Perspektivwechsel ein und geben so gute Orientierung, passende Fotos und Zitate in den Umschlaginnenseiten machen neugierig, und auch eine knappe Autorinnenbiografie fehlt nicht.
Definitiv mein Krimihighlight des Jahres - bitte, bitte mehr davon!