Studienarbeit aus dem Jahr 2022 im Fachbereich Geschichte Europas - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 1,0, Universität Paderborn (Historisches Institut), Veranstaltung: Das bewegte 11 Jh. Herrscher, Ritter, Mönche, Sprache: Deutsch, Abstract: Papst Urban II., als rechte Hand und später auch als auserwählter Nachfolger des hochgestellten Papst Gregor VII., beweist während seines Pontifikats kontinuierlich diplomatisches Geschick. Im Hinblick auf die beachtliche Größe des Konzils von Piacenza im Jahr 1095, welches unweigerlich im Schatten der Synode von Clermont steht, ist es von einigen Forschern und Forscherinnen sonderbar anzunehmen, dass Papst Urban der zweite sich dem Ausmaß seines Vorhabens, wie es die Quellen überliefern, nicht bewusst war. Aufgrund dessen erforscht diese Arbeit, inwiefern sich das Konzil von Piacenza 1095 im Hinblick auf den ersten Kreuzzug auf ein taktisches Kalkül Papst Urban II. zurückführen lässt. Dazu werden insbesondere das Pontifikat Papst Urbans II. sowie das Verhältnis von Kirche und ihren politischen Machteinflüssen fokussiert. Die Kreuzzugsforschung scheint in den Versuchen der Erklärung und Nachkonstruktionen tief gespalten zu sein. Ohne diesem Diskurs seine Relevanz abzusprechen, ist es förderlich die historische Entwicklung des Phänomens des ersten Kreuzzugs in den Blick zu nehmen und konkret die Ereignisse kurz vor der berühmten Synode von Clermont 1095 zu betrachten, um letztlich zu einer Bewertung und einer Historisierung des ersten Kreuzzuges zu gelangen. Die kirchenpolitischen Rahmenbedingungen sowie die innerkirchlichen Missverhältnisse werden im ersten Teil dieser Arbeit eine theoretische Analysegrundlage bieten. Im zweiten Teil dieser Arbeit wird der Jahresbericht 1095 aus der Chronik Bertholdi Chronicon 1054-1080 von Bernold von Konstanz herangezogen, um zu überprüfen, ob sich auf dem Konzil von Piacenza bereits Hinweise auf ein lange im Vorfeld geplantes Vorhaben finden lassen. Im Anschluss werden die gewonnenen Erkenntnisse im Rahmen des aktuellen Forschungsdiskures diskutiert. Obgleich die Kreuzzugsforschung ausgeschöpft zu sein scheint, wird diese Arbeit zur Historisierung der Debatte beitragen und neue Perspektiven auf die Thematik der Kirchengeschichte des Hochmittelalters, der geistlichen Gewalt, und insbesondere auf die Beurteilung des erstens Kreuzzuges werfen.